Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über den Beginn der Phase II der Wiedereröffnung

HSU

16. Juni 2020

Über die Schutzmaßnahmen auf dem Campus, die nächste Phase der Wiedereröffnung ab dem 6. Juli, die sofortige Wiederaufnahme des Hochschulsportbetriebes, den Solidaritätslauf, die Leutnantsbeförderung am  25. Juni und den Aufbau eines Zentrums für Digitalisierung- und Technologieforschung.


Die Videobotschaft des Präsidenten vom 16.06.2020 im Volltext

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studentinnen und Studenten,
liebe Kameradinnen und Kameraden,

das Wichtigste vorweg: Es gibt momentan keine Universitätsmitglieder, die an COVID-19 erkrankt sind.

Seit gestern läuft die Phase II der Wiedereröffnung nach dem Shutdown, und seit gestern Morgen finden die ersten Prüfungen mit mehr als 20 Teilnehmenden statt. Trotz der erforderlichen Einschränkungen und Schutzmaßnahmen läuft die Organisation nach meiner Bewertung reibungslos. Ich habe mir dazu persönlich vor Ort ein Bild von der Einschleusung und auch von einer Klausur verschafft. Ich danke den Studierenden und den Mitarbeitenden für ihre unaufgeregte Art, mit den Widrigkeiten umzugehen.

Einige unter Ihnen haben an verschiedener Stelle ihr Unverständnis über die Maskentragepflicht in den Gebäuden auf dem Campus geäußert. Diese Entscheidung habe ich nach intensiver Beratung mit unserem COVID-Team getroffen.

Hierzu ist zu sagen, dass wir einerseits wegen der Prüfungen einen sprunghaften Anstieg der Personen auf dem Campus zu verzeichnen haben: Von 300, die unmittelbar nach dem Shutdown mangels Alternative noch hier waren, auf 1.100 seit gestern Morgen, die aus ganz Deutschland angereist kommen. Der gesunde Menschenverstand sollte es einem schon signalisieren: Achtung, da kommen viele Menschen von außen in meinen Nahbereich, hier sind Schutzmaßnahmen erforderlich.

Bitte seien Sie sich der Tatsache bewusst, dass wir in Deutschland derzeit noch immer etwa doppelt so viele aktive Krankheitsfälle haben wie zu Beginn des Shutdowns. Weltweit steigen die Ansteckungszahlen noch immer. Wir sind also nicht am Ende der Pandemie, sondern noch immer mitten drin.

Wir haben gelernt, damit umzugehen, und wir werden noch weiter lernen müssen.
Eine der Lehren scheint zu sein, dass der Hauptübertragungsweg über die Atemluft führt und dass einfache Mund-Nase-Bedeckungen die Ansteckungsgefahr deutlich reduzieren. Das hat auch die Weltgesundheitsorganisation mittlerweile eingeräumt.

Zugegeben, wir legen die Bestimmungen des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr und der Allgemeinverfügung der Freien und Hansestadt Hamburg sehr streng aus. Ich halte das für geboten, weil wir mit unseren Studierendenwohnheimen und der generellen Konfiguration unseres Campus eine epidemiologisch sehr anfällige Infrastruktur haben.

Nehmen wir nur einmal die Stadt Göttingen als Beispiel: Ein paar private Familienfeiern und eine Shisha-Bar sorgten am Pfingstwochenende für 86 Infektionen, mehr als 300 Kontaktpersonen der Kategorie I. An 13 Schulen wurden in der Folge die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Unter anderem wurden bei positiver Testung nur eines einzigen Schülers sämtliche Schüler*innen und Lehrkräfte der betroffenen Schule unter Quarantäne gestellt.
So hatten ein paar wenige schwarze Schafe Auswirkungen auf eine ganze Stadt. Übertragen Sie das bitte mal gedanklich auf unsere Universität.

Daher appelliere ich an Sie: Halten Sie sich also bitte an die Vorgaben, denn bei weiteren Infektionen gerät unser gesamtes Konzept für die Wiederaufnahme des Universitätsbetriebs in Gefahr. Und damit auch der Auftrag, den die Universität hat. Ihr Beitrag besteht darin, dass Sie eine Mund-Nase-Bedeckung tragen und die allgemeinen Abstandsregeln einhalten müssen. Auch auf Wohnebene.

Bitte machen Sie sich bewusst, dass Sie, wenn Sie sich auf dem Campus aufhalten, Verantwortung für sich und andere tragen. Kameradschaft gebietet, andere zu schützen. Die Dienstpflicht gebietet, den Auftrag der Universität nicht zu gefährden. Und der Verstand rät zu Vorsicht.

Wir werden Ihnen – den Studierenden – das Lernen in Gruppen erleichtern, indem wir verfügbare Seminarräume bereitstellen, in denen sich diejenigen, denen in den Wohnheimen keine ausreichend großen Räume zur Verfügung stehen, in Gruppen mit bis zu sechs Personen treffen können. Der Studierendenbereich hat die Bedarfe erfasst und die Vergabe der zehn Räume gemeinsam mit der Verwaltung geplant. Diese Räume werden ab heute zur Verfügung gestellt. Dass einzelne Studierende abseits dieses Verfahrens Räume reservieren, ist leider nicht möglich – aber das war es auch vor Corona nicht.

Wir haben uns entschlossen, einen weiteren Meilenstein einzuziehen: am 6. Juli 2020 beginnt die Phase III der Öffnung. Dann haben wir die ersten drei Prüfungswochen hinter uns, können dies auswerten. Und mit etwas Glück hat sich auch die Vorschriftenlage etwas entspannt. Was wir für die Phase III an zusätzlichen Möglichkeiten planen, wird Gegenstand der nächsten Videobotschaft sein.

Während der Phase II, also bis zum 5. Juli, bleiben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu Risikogruppen gehören und bei denen mobiles Arbeiten möglich ist, im Home Office. Dazu gilt bis zum 5. Juli einschließlich die sogenannte „Variable Arbeitszeit“ für alle zivilen Beschäftigten. Bitte stellen Sie trotz weitgehender Zeitsouveränität und individueller Gestaltungsmöglichkeit unverändert sicher, dass Sie im Rahmen der Regelarbeitszeit ansprech- und erreichbar sind.

Zum Abschluss habe ich noch ein paar positive Neuigkeiten für Sie:

Unser Sportzentrum wird den Sportbetrieb wieder aufnehmen. Stufenweise und eingeschränkt zunächst, aber es geht voran. Wir starten ab sofort mit einem Outdoor-Sportprogramm unter der Aufsicht unserer Sportlehrerinnen und Sportlehrer. Die Anmeldung ist über unsere E-Lern-Plattform Ilias möglich. Die Verhaltensmaßregeln für die Teilnahme am Sport werden heute zugänglich sein.

Die Wiedereröffnung der Krafträume ist zunächst ab Mitte Juli vorgesehen (also irgendwann in der Phase III), der Betrieb der Sport-AGs und der Dienstsport ab dem 1. Oktober 2020.

Frau Perner und ihren Kolleg*innen vom Sportzentrum danke ich für die konzeptionelle Vorarbeit.

Wenn ich schon über den Sport rede, kann ich bei der Gelegenheit auch darauf hinweisen, dass der für den vergangenen Donnerstag geplante „Solidaritätslauf“ zwar abgesagt werden musste, der Solidaritätslauf e.V. aber einen individuellen Laufwettbewerb initiiert hat, bei dem sich jedermann beteiligen kann, der die Stiftungen unterstützen will, die sich um das Wohl einsatzversehrter Soldatinnen und Soldaten bemühen. Informationen dazu gibt es auf der Homepage solidaritätslauf.de.

In der kommenden Woche, am 25. Juni, werden wir den Appell zur Ernennung der Oberfähnriche zu Leutnanten oder Leutnanten zur See haben. Wir, allen voran der Studierendenbereich, haben uns Mühe gegeben, diesen besonderen Anlass trotz der geltenden Restriktionen und der räumlichen Randbedingungen – wir bekommen schlicht nicht alle zu befördernden Soldatinnen und Soldaten gleichzeitig auf den Sportplatz, wenn wir den Sicherheitsabstand einhalten wollen – zu einer würdigen Veranstaltung werden zu lassen. So wird es also drei aufeinanderfolgende Appelle der Studierendenfachbereiche geben, die unser Medienzentrum fotografisch festhalten wird, damit Ihre Angehörigen wenigstens anschließend dabei sein können. Bei einer Beförderung per Videokonferenz oder Telefon wäre das nicht möglich gewesen.

Und nun die wohl größte positive Botschaft zum Schluss: Das Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung sieht den Aufbau eines Zentrums für Digitalisierung- und Technologieforschung der Bundeswehr vor, das von beiden Universitäten der Bundeswehr gemeinsam betrieben werden soll. Ob die hierfür vorgesehenen 500 Millionen Euro tatsächlich vom Bundestag gebilligt werden, bleibt abzuwarten. In jedem Fall sollen aber erhebliche Mittel für innovative und interdisziplinäre Forschung bereitgestellt werden. Die ersten Konzepte dafür haben wir in den letzten Tagen bereits entwickelt, was mich unter anderem davon abgehalten hat, schon früher zu ihnen zu sprechen. Angesichts der gewaltigen Dimension dieses Projekts haben Sie dafür sicherlich Verständnis. Sie können sich sicher vorstellen, dass ich sehr froh bin, dass unsere Arbeit auf diese Weise von der Bundesregierung wertgeschätzt wird.

Ihnen, den Studierenden in der Prüfungsphase, wünsche ich viel Erfolg.

Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen im Home Office, wünsche ich das letzte Quäntchen Durchhaltevermögen.

Bitte bleiben Sie alle gesund.

Vielen Dank.