Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann zur aktuellen Entwicklung der Pandemie

HSU

18. November 2021

In seiner heutigen Videobotschaft spricht Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über seine Absicht, Forschung und Lehre bei bestmöglichem Schutz weiterzuführen, über begleitende Maßnahmen, darunter auch das Testen und die Fortsetzung des Impfens an der HSU.


Die Videobotschaft vom 18.11.2021 im Volltext

Liebe Universitätsmitglieder,
liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

das Wichtigste zuerst: Sechs Universitätsmitglieder sind derzeit an COVID-19 erkrankt. Bei fünf warten wir auf das Ergebnis der differentialdiagnostischen Abklärung. Fünf Universitätsmitglieder befinden sich in Isolation auf dem Campus, sechs in häuslicher Isolation. 101 haben die Krankheit offiziell überstanden. Allen, die betroffen sind oder waren, wünsche ich schnelle und vollständige Genesung.

Wir erleben jetzt, was von einschlägig ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorhergesagt wurde: den Anstieg der Infektionszahlen im Herbst. Déjà vu, könnte man sagen, denn wir haben dies im vergangenen Herbst bereits so erlebt.

In diesem Jahr sind wir allerdings planerisch noch besser vorbereitet, denn unsere aktuell geltende Weisung Nr. 9 für die Bekämpfung der Pandemie ist genau für diese Situation entwickelt worden. Beispielsweise haben wir in den Seminarräumen mit Abstand planen lassen.

Freilich haben mich Tempo und Ausmaß erstaunt, mit dem die Infektionszahlen steigen. Unser Covid-Lagezentrum ist seit zwei Wochen bereits mit der Erfassung aller Verdachtsfälle und Kontaktnachverfolgung gut beschäftigt. Und „unser“ Sanitätsversorgungszentrum ist bei bis zu 60 und mehr Erkältungs- und Covidpatientinnen und -patienten pro Tag an der Kapazitätsgrenze, daher kann es hier bereits zu längeren Wartezeiten kommen.

Das ändert aber nichts daran, dass wir uns mit den herrschenden Regeln – einschließlich des bei manchen unbeliebten „Campus Office“ – rechtzeitig auf die gegenwärtige Welle vorbereitet haben. Dazu gehört auch die Kontaktnachverfolgung per QR-Code in unseren Veranstaltungen konsequent zu nutzen.

Der Leiter des Studierendenbereichs hat in seiner Videobotschaft, die sich an die Studierenden richtete, vorige Woche auf die seit Anfang Oktober geltenden Regeln nachdrücklich hingewiesen. Und er hat und hatte meine vollständige Zustimmung für jedes seiner Worte. Für unsere zivilen Studierenden gelten übrigens die gleichen Regeln.

Meine Absicht ist es, den Kernbetrieb der Universität – Lehre und Forschung – sicherzustellen und die Präsenzangebote fortzuführen. Besonderes Augenmerk gilt dabei der anstehenden Prüfungsphase.

Damit sind wir auf einer Linie mit den Zielen aller Hochschulen in Deutschland und in Hamburg. Das konnte ich erst diese Woche sowohl von der Hochschulrektorenkonferenz als auch von der Landeshochschulkonferenz als Botschaft mitnehmen.

Gestern Mittag gab es eine Runde der Präsidenten und Präsidentinnen unserer Organisationsbereichs mit dem Abteilungsleiter Personal, und auch dort konnte ich keine Ablage zwischen den Konzepten aus München und meiner Ziffer 3A feststellen.

Bedingung für die Erfüllung des Hauptauftrags ist es, die Resilienz und Durchhaltefähigkeit der Studierenden zu stärken. Dazu gehören nach meiner Überzeugung die Angebote des Hochschulsports, die militärische Ausbildung in AMA, IGs und Ausbildungszügen wie auch die Möglichkeit, mit Kameradinnen und Kameraden auf der Wohnebene mal ein Bier zu trinken. Auch gemeinsames Lernen und Austausch auf dem Campus ist notwendig.

Aber eben ohne Vermaschung der Wohnebenen. Denn auch diese Kohortenbildung erhöht unsere Resilienz.

Ist es nicht gefährlich, solche Interaktion auf dem Campus und die Lehrveranstaltungen zuzulassen? Freilich besteht ein Risiko. Aber unser geprüftes Hygienekonzept trägt, und wir müssen mit dem Virus umgehen lernen. Denn es wird uns noch geraume Zeit begleiten. Daher ist ein Shutdown keine Alternative.

Wo kommen die Risiken her? Nach meiner Auffassung und der unseres Corona-Teams kommen sie von den „3K“: Kinder, Kiez, Kameraden.

  1. Dass Kinder mehr oder weniger schutzlos dem Virus ausgesetzt sind, lässt sich kaum bestreiten. Das ist ein Problem für junge Familien – Studierende oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – die sich bei ihren Kindern anstecken können. Es ist auch ein Problem für Kameradinnen und Kameraden, die übers Wochenende zu ihren schulpflichtigen Geschwistern reisen.
  2. Die nächtliche Tour über den Kiez, dessen Lokale geöffnet sind und wo oft nicht nur die Hemmungen, Abstand und Masken fallen, mag legal sein. Aber selbst beim 2G-Modell weiß man, dass man sich auch bei Geimpften anstecken kann. Bereits im Oktober waren Clubs und Bars für knapp 72% der Warnungen über die Luca-App der Auslöser.
  3. Das dritte K betrifft das Verhalten der Kameradinnen und Kameraden auf dem Campus unmittelbar. Wenn ich sehe, dass Studierende sich im Café am Roten Platz Gebäck und Getränke „to go“ kaufen, diese dann allerdings in einer der Sitzecken auf dem Flur verzehren, dann verstößt dies ebenso gegen die Weisung Nr. 9, wie es die Teilnahme an einer Lehrveranstaltung ohne Maske tut. Auch der Austausch zwischen den Wohnebenen ist ein Problem, weil die Kohortenbildung das Risiko auf dem Campus verringert.

Was folgern wir daraus? Zunächst einmal kann es für uns ein 2G für die Studierenden nicht geben. Denn die meisten unserer Studierenden haben ein Dienstverhältnis mit dem Bund – und 2G würde für ungeimpfte Studierende bedeuten, von der Dienstausübung ausgeschlossen zu sein. Das ist rechtlich – anders als bei Landesuniversitäten – nicht möglich.

Zweitens müssen wir deutlich machen, dass ein studierender Offizier (m/w/d), der in einer Gemeinschaftsunterkunft lebt, auch Verantwortung für andere trägt. Der Leiter Studierendenbereich hat darauf in seiner Botschaft bereits hingewiesen. Immerhin haben unsere Studierenden einen Beruf ergriffen, mit dem man in besonderer Weise Verantwortung übernimmt.

Klar sollte sein: Wohnebenen-übergreifende Treffen, sei es zum Fernsehen, sei es zum Feiern, sind bei dem aktuellen Infektionsgeschehen absolut nicht angezeigt. Und selbst Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln – die Wochenendheimfahrt mit der Bahn – erscheint mir momentan wert, hinterfragt zu werden.

Drittens werden wir die Einhaltung der Weisung Nr. 9 verstärkt kontrollieren.

Und viertens werden wir der aktuellen Entwicklung durch zusätzliche Maßnahmen Rechnung tragen:

Wir haben alle größeren Präsenzveranstaltungen abseits der akademischen Lehre abgesagt. Weder die Veranstaltung „Militärische Verwendung im Fokus“, noch die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallmedizin und Orthopädie können derzeit stattfinden. Um nur zwei der abgesagten Veranstaltungen zu nennen. Ich hielte es übrigens für eine Frechheit gegenüber meinen Studierenden, die „militärische Verwendung im Fokus“ zu unterbinden, aber Tagungen Externer laufen zu lassen.

Ebenfalls gelten Dienstreisen bis zum 31.12. grundsätzlich als abgesagt – einschließlich meiner eigenen. Unabwendbare Dienstreisen werden wir im Einzelfall prüfen. Ich habe die Entschlüsse, über die ich jetzt spreche, am Dienstag auf der Fahrt von der Hochschulrektorenkonferenz (Stuttgart) zur Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (Berlin) gefasst und den Dienstwagen gleich nach Hamburg dirigiert.

Die geplante Weihnachtsfeier der Präsidialabteilung und die der Verwaltung fallen ebenso aus wie der Weihnachtsmarkt, den der Studierendenfachbereich Alpha endlich wieder mal geplant hatte. Es wird für beides voraussichtlich im Frühjahr, wenn es die Umstände zulassen, eine Ersatzveranstaltung geben.

Dies alles tut uns weh, aber – nochmal: Das Ziel ist die Aufrechterhaltung des Grundbetriebs in Präsenz. Einschließlich der Prüfungsphase am Ende des Trimesters. Das bleibt unser Hauptauftrag.

Die Jahrgänge 2018 und 2019 können ein Lied davon singen, was es bedeutet, wenn ein Prüfungsdurchgang wegen eines Shutdowns verschoben werden muss. Das gilt es unbedingt zu vermeiden. Die Erfahrungen im laufenden HT 2021 haben uns zudem deutlich gemacht, wie wertvoll Präsenz auf dem Campus für die akademische Lehre ist. Darin sind sich alle Verantwortlichen an der Universität einig.

Es gibt einige Studierende, für die unsere Planungen – leider! – keine Präsenzveranstaltungen vorgesehen haben. Auch diese können von der vorgesehenen militärischen Ausbildung und von der Interaktion auf dem Campus profitieren. Für das WT 2022 planen wir derzeit die Nutzung der Lehrsäle ohne Abstand (so wie das auch die anderen Unis tun), so dass noch mehr Veranstaltungen in Präsenz möglich werden.

Im „Campus Office“ braucht man gutes Netz, also noch einmal der Hinweis, dass es mittlerweile zulässig ist, dieses mit eigenen Access Points zu „boostern“.

Für das Stammpersonal der Universität werden wir die Möglichkeiten des mobilen Arbeitens wieder verstärken. Wir kehren dabei zu dem Modus zurück, den wir im Mai dieses Jahres bereits hatten. Nähere Einzelheiten erfahren Sie per Bulletin aus dem Personaldezernat, nachdem die Befassung der Gremien abgeschlossen ist.

Wir sind davon ausgegangen, mit einer Impfquote von 91 % an der Universität gut geschützt durch den Winter zu kommen, und wir lernen jetzt, dass dies nur teilweise richtig ist. Je nach verwendetem Impfserum sowie dem Alter und Gesundheitszustand einer Person ist der Impfschutz möglicherweise nach sechs Monaten bereits löchrig und die Schutzwirkung gegenüber einer Ansteckung deutlich reduziert. Die gute Nachricht ist, dass der Schutz vor einem schweren Verlauf mit Zeitablauf weniger stark schwindet.

Wir streben daher an, unsere erfolgreiche Kampagne “Impfen@HSU” fortzusetzen. Ziel ist dabei, allen, die das wollen, möglichst bald die sogenannte Booster-Impfung anbieten zu können. Ich rechne damit, dass wir am 2. Dezember damit beginnen. Es gibt allerdings noch organisatorische Herausforderungen zu bewältigen, bis es soweit ist. Die Terminvergabe wird dann über ein elektronisches Buchungssystem geschehen, ähnlich wie bei unserem Testzentrum. Erwarten Sie dazu unser zeitnahes Bulletin.

Das Testangebot in unserem Testzentrum in Gebäude H1 werden wir ausweiten, und ich bitte Sie, davon auch Gebrauch zu machen. Ihnen stehen zwei kostenlose Tests pro Woche zu. Bitte nutzen Sie dies – zu Ihrer und unserer aller Sicherheit.

Unser Lagezentrum und das Netzwerk der Hilfe sind weiterhin unermüdlich im Einsatz. Ich danke diesen Bereichen ebenso wie dem Sanitätsversorgungszentrum Hamburg-Mitte für diesen Einsatz und die Unterstützung. Bitte melden Sie sich bei den entsprechenden Ansprechpersonen, wenn Sie Fragen haben oder Hilfe benötigen.

Ich bin mir bewusst, dass wir uns in einer Zeit der Unsicherheit befinden. Mir ist klar, dass die mittlerweile 21 Monate der Pandemie für Sie alle — Lehrende und Lernende, Studierende und Stammpersonal, Soldatinnen und Soldaten, Zivilisten und Zivilistinnen — mit psychischen Belastungen verbunden sind. Umso mehr, als unsere Hoffnung auf ein Ende des Tunnels immer wieder enttäuscht zu werden scheint. Ich verstehe auch, dass es erhebliche Sorgen und Ängste gibt.

Daher müssen wir uns bemühen, den Campus so sicher zu machen, wie es mit der Erfüllung unseres Hauptauftrags vereinbar ist. Wir wollen unverändert dafür sorgen, dass es die Sicherheit nicht erhöht, unseren Campus zu verlassen. Und wir wollen das unter erträglichen Bedingungen für das Campusleben tun.

Ich fordere Sie auf, dabei mitzuhelfen. Ihre Mithilfe beginnt dabei, einfach die Spielregeln einzuhalten. Ihre Mithilfe wird gestärkt, wenn Sie Verantwortung für andere übernehmen. Und vielleicht nicht Dinge tun, die zwar zulässig, aber gerade nicht besonders schlau sind. Und die Königsklasse der Mithilfe ist, sich Wege einfallen zu lassen, wie man Interaktion und Austausch auf dem Campus mit geringer Gefährdung ermöglichen kann.

Darum möchte ich Sie im Namen unserer Gemeinschaft bitten. Und bitte bleiben Sie negativ, wenn auch nicht auf Jodel.

Vielen Dank.