Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über die erneuten Einschränkungen auf dem Campus

HSU

2. November 2020

Über das aktuelle Infektionsgeschehen auf dem Campus und den „Shutdown light“ als Sofortmaßnahme


Die Videobotschaft des Präsidenten vom 02.11.2020 im Volltext

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studentinnen und Studenten,
liebe Kameradinnen und Kameraden,

lange konnte sich unser Wissenschaftscampus des Bundes als „grüner Fleck“ auf der inzwischen tiefroten COVID-19-Landkarte des RKI halten. Darauf waren wir alle mit Recht auch ein wenig stolz. Nun aber hat die Pandemie auch uns mit voller Wucht erreicht.

Am vergangenen Donnerstag wurden auf gleich zwei Wohnebenen Studierende positiv getestet, und zudem brach auch bei Mitarbeitenden zweier Professuren die Krankheit aus. Am Freitag verzeichneten wir 13 Neuinfektionen. 50 Universitätsmitglieder waren oder mussten in die Isolation.

Mit Stand heute, 10:00 Uhr, haben wir 21 Infizierte erkannt, 25 warten auf das Ergebnis der differenzialdiagnostischen Abklärung, 51 Hochschulmitglieder befinden sich in der Isolation auf dem Campus. 16 Personen haben die Erkrankung hinter sich. Ich wünsche allen Betroffenen von Herzen einen milden Verlauf und gute Besserung.

Was passiert jetzt?

Im Einvernehmen mit der gesamten erweiterten Universitätsleitung, also auch der Dekane, habe ich mich am Freitag entschieden, den Zugang zum Campus stark einzuschränken und einen „Shutdown Light“ einzuleiten. Ich bedanke mich ausdrücklich bei meinen Vizepräsident*innen, dem Kanzler, dem Leiter des Studierendenbereichs, den Dekanen und der Vorsitzenden des Studentischen Konvents für den Rückhalt in dieser schweren Stunde. Ganz ehrlich, liebes Team: Ein solcher Zusammenhalt wie bei der entscheidenden Besprechung am letzten Freitag tut gut.

Ein besonderer Dank geht an die Vizepräsidentin für Lehre dafür, dass sie das Benehmen mit den Dekanen organisiert hat. Ein weiterer Dank geht an Frau Söhnholz und Herrn Vosshage vom Studentischen Konvent für die Bereitschaft, kurzfristig für den konstruktiven Diskurs zur Verfügung zu stehen.

Mein Entschluss beruht auf zwei Gründen:

Erstens und zuvorderst kommt es darauf an, alle Universitätsbürgerinnen und -bürger bestmöglich zu schützen. Grundlagen unseres Krisenmanagements bleiben die konsequente Durchsetzung von Regeln des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, eine fortdauernde Zurückhaltung bei Funktionen, die nicht essentiell zum Hauptauftrag „Studium“ beitragen, sowie die Einsicht aller Universitätsmitglieder. Rücksichtnahme auf die Angehörigen von Risikogruppen ist für uns selbstverständlich.

Zweitens will ich erreichen, dass uns das gegenwärtige Pandemiegeschehen nicht wieder in den Zustand von Mitte März zurückversetzt, damit wir die Prüfungsphase des Herbsttrimesters 2020 nach Möglichkeit planmäßig durchführen können. Denn wenn wir noch einmal in den Zwang geraten, zwei Prüfungsdurchgänge mit nur extrem kurzem Abstand hintereinander durchführen zu müssen, dann haben wir verloren. Das gilt es, insbesondere auch im Hinblick auf die nicht ganz so leistungsstarken Studierenden, die vielleicht Zweit- und Drittversuche vor sich haben, zu vermeiden.

Summa summarum: Wir haben uns in der Hochschulleitung zu diesem schnellen und massiven Schritt entschlossen, weil wir durch diesen vierwöchigen „Shutdown light“ die Chance haben, dass Sie, die Studierenden, im Dezember auf den Campus zurückkehren können, Ihre Prüfungen ablegen und Weihnachten wieder bei ihren Familien sein können. Diejenigen unter uns, die infiziert sind, werden bis dahin mit Gottes Hilfe wieder gesundet sein. Diejenigen von uns, die noch nicht infiziert sind, werden sich bis dahin nicht anstecken, weil sie die Regeln der Bundesregierung und der Länder einhalten.

An die Studierenden: Bitte entscheiden Sie sich jetzt, wo Sie die nächsten vier Wochen verbringen wollen, und halten Sie dann daran fest. Diejenigen, die können, bitte ich, den Campus umgehend zu verlassen. Und ihm fern zu bleiben. Studierende, die sich aus triftigen Gründen hier aufhalten müssen, zum Beispiel, weil sie keine andere Möglichkeit der Unterkunft besitzen oder weil sie im Laufe des Novembers an Prüfungen teilnehmen müssen, verbleiben bitte auf dem Campus. Und bitte bleiben Sie dann auch hier und pendeln nicht zwischendurch zum Freund, zur Freundin oder zur Familie. Schützen Sie sich und andere, indem Sie soziale Kontakte vermeiden. Gerade die Berufspendelei ist eine mögliche Quelle von Infektionen.

Präsenzveranstaltungen können ab sofort nur noch unter sehr restriktiven Voraussetzungen (beispielsweise in Laboren) stattfinden. Das heißt, die Lehre muss ab sofort weitgehend digital fortgesetzt werden. Ich bitte die zuständigen Kolleginnen und Kollegen dringend darum, bei der Festlegung von Ausnahmen einen sehr engen Maßstab anzulegen.

Die Fakultäten bitte ich, soweit wie möglich weitere kontaktlose Prüfungsformate vorzubereiten.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen in Abstimmung mit ihren Vorgesetzten unter Berücksichtigung der dienstlichen Erfordernisse von der Möglichkeit des mobilen Arbeitens Gebrauch. Eine Arbeitszeitregelung wird aktuell vom Personaldezernat erarbeitet, mit den Beteiligungsgremien abgestimmt und zeitnah in Kraft gesetzt.

Die bisherige Regel, dass man sich bei Rückkehr auf den Campus aus einem Risikogebiet in 14-tägige Isolation zu begeben hat, gilt ab heute nicht mehr. Als es noch kleine Zahlen von Urlaubsrückkehrern aus solchen Gebieten gab, war diese Regel angemessen, und sie hat wohl auch zu unserem Erfolg im Sommer beigetragen. Mittlerweile können wir sie schon aus Mangel an Isolationsplätzen nicht aufrechterhalten.

Ersetzt wird dies durch folgende Vorgaben, um deren Einhaltung ich Sie nachdrücklich bitte:

  1. Morgens messen wir alle unsere Körpertemperatur, prüfen die Abwesenheit von Erkältungssymptomen (insb. Husten) und die Funktionsfähigkeit unseres Geruchs- und Geschmacksinns. Bei Einschränkungen informieren wir die Hotline des Lagezentrums, das uns weitere Informationen gibt. Sollten wir Symptome aufweisen, verlassen wir unsere Unterkunft ohne Anweisung nicht.
  2. Auf dem Campus tragen wir überall (auch draußen!) eine Mund-Nasen-Bedeckung. Wir nehmen diese nur ab, wenn wir uns dauerhaft allein in einem Raum befinden.
  3. Wir reduzieren unsere Kontakte auf dem Campus dadurch, dass wir nach Möglichkeit einen Schichtbetrieb mit unseren Kolleginnen und Kollegen einrichten.

 

Ich halte langfristig an der schrittweisen Öffnung des Campus und seiner Einrichtungen für Angehörige der Universität sowie für Angehörige der Bundeswehr fest, einstweilen wird jedoch der Zugang auf das notwendige Maß reduziert, um diejenigen zu schützen, die den Grundbetrieb auf dem Campus aufrechterhalten oder deren Anwesenheit aus den oben genannten Gründen unbedingt erforderlich ist.

Ich wünsche Ihnen für die kommenden vier Wochen alles Gute. Flatten the curve!

Gottes Hilfe und Segen für Sie alle.

Vielen Dank.