Wissenschaftspreis 2020 für Astrid Hintze und Ellen Kollender

HSU

29. Oktober 2021

Mit über einem Jahr pandemiebedingter Verspätung, dafür gleich in zwei wissenschaftlichen Disziplinen, verleiht die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg e. V. den Wissenschaftspreis 2020. Die Dissertationen von Dr. Astrid Hintze (Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) und Dr. Ellen Kollender (Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften) wurden von sämtlichen Jury-Mitgliedern als exzellent und wissenschaftlich gleichwertig bewertet.In ihrer Dissertation befasst sich Astrid Hintze mit regionalen Clustern als schlagkräftige Organisationsformen in der globalisierten Wirtschaftswelt. Ellen Kollenders Dissertationsschrift untersucht die aktuellen Veränderungen der Eltern-Schule-Beziehungen in Deutschland. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle von Eltern mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem. Die Preise wurden am 21. Oktober 2021 bei der Immatrikulationsfeier verliehen.

Zwei Frauen
Dr. Ellen Kollender (links) und Dr. Astrid Hintze sind die Preisträgerinnen des Wissenschaftspreises 2020

Entwicklung und Implementierung einer Cluster-Dachmarke

„Der kollektive Prozess einer Markenentwicklung für ein Cluster fokussiert auf die gemeinsamen Stärken und Ziele von Unternehmen, Wissenschaft und öffentlicher Hand in einer Region“, erläutert Hintze die Bedeutung des Themas.  „Eine identitätsbasierte Cluster-Dachmarke ist Ausdruck der besonderen Kraft, ermöglicht Identifikation und unterstützt die Koordination der Zusammenarbeit in einem solchen komplexen adaptiven System, welches geprägt ist von der Autonomie der Akteure, flexiblen Grenzen und vielschichtigen Interessen. Die Frage, wie wir Markenidentität in Clustern entwickeln können, ist angesichts ihrer weiterwachsenden Bedeutung von großer sowohl theoretischer als auch praktischer Relevanz. Es freut mich daher besonders, dass das Thema solche Anerkennung findet“, zeigt sich Astrid Hintze über den Preis erfreut. Ihre betriebswirtschaftliche Arbeit zeigt im Kern, wie die noch junge, heterarchische Organisationsform „Cluster“ adäquat gesteuert werden kann. Eine zentrale Koordinationsfunktion leistet dabei die Ausbildung einer kollektiven Markenidentität – ein Prozess, den Hintze empirisch analysierte.

Astrid Hintze ist PostDoc-Mitarbeiterin und Lecturer an der Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisationstheorie der HSU. Als Mitglied im Programmbegleitkreis „go-cluster“, eine clusterpolitische Exzellenzmaßnahme des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, berät sie den Bund bei seinen clusterpolitischen Maßnahmen.

Eltern, Schule, Migrationsgesellschaft

Ellen Kollender wurde für Ihre Auseinandersetzung mit Ein- und Ausschlussmechanismen im deutschen Bildungssystem ausgezeichnet. Forschungsleitende Frage ihrer Dissertationsschrift ist, inwiefern Eltern mit Migrationsgeschichte von Veränderungen in den Eltern-Schule-Beziehungen besonders betroffen sind und welche Folgen für die schulischen Bildungschancen ihrer Kinder daraus resultieren. Auf einer tieferen Ebene analysiert die Autorin den Wandel der Beziehungen von Eltern zum staatlichen Schulsystem als Beispiel für einen allgemeinen Wandel der Beziehungen von Bürgerinnen und Bürgern zu staatlichen Institutionen. 

Ellen Kollender ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich für interkulturelle und vergleichende Bildungsforschung an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mich mit Bildungspolitik, Schulentwicklung und pädagogischer Professionalisierung im Kontext migrationsgesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse, mit Fokus auf Rassismus und intersektionale Diskriminierung in ihren Wechselwirkungen mit neoliberalen Transformationen in Staat, Schule und Gesellschaft. Von September 2019 bis Dezember 2021 war Kollender Mercator-IPC-Fellow am Istanbul Policy Center der Sabancı University.

Über den Wissenschaftspreis:

Der Wissenschaftspreis der Freunde und Förderer der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg e. V. wird jährlich für eine mit mindestens „magna cum laude“ („sehr gut“) im vorangegangenen Jahr an der HSU abgeschlossene Dissertation verliehen. Er ist mit einem Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro verbunden.

Die Förderergesellschaft der HSU hat sich die Unterstützung der wissenschaftlichen Arbeit der Hochschule, vor allem des wissenschaftlichen Nachwuchses, zum Ziel gesetzt. Mehrere hundert Mitglieder, darunter eine Reihe von Firmen und Institutionen, setzen sich dafür ein, dieses Ziel zu erreichen und der ökonomischen und gesellschaftlichen Funktion der Universität zu dienen.

Die beiden Dissertationen im Wortlaut:

Dr. Astrid Hintze: Entwicklung und Implementierung einer Cluster-Dachmarke. Kon- zeptualisierung auf strukturationstheoretischer Basis am Beispiel des Luftfahrtclusters der Metropolregion Hamburg (Betreuer: Prof. Dr. Stephan Duschek) 

Dr. Ellen Kollender: Eltern, Schule, Migrationsgesellschaft. Neuformation von Ein- und Ausschlüssen in Zeiten neoliberaler Staatlichkeit (Betreuerin: Prof. Dr. Mechtild Gomolla)