Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über die ersten beiden Phasen der Wiedereröffnung der Universität

HSU

30. April 2020

Über die andauernde Sperrung des Campus, den Verbleib im Home Office bis zum 14.06., die Randbedingungen für den Zutritt zu Laboren für Einzelpersonen am dem 04.05., die Services der Universitätsbibliothek ab dem 06.05. und die Wiederaufnahme des Prüfungsbetriebs ab dem 15.06.

 


Die Videobotschaft des Präsidenten vom 30.04.2020 im Volltext

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studentinnen und Studenten,
liebe Kameradinnen und Kameraden,

das Wichtigste vorweg: Es gibt momentan keine Universitätsmitglieder, die an COVID-19 erkrankt sind.
Drei Universitätsmitglieder wurden in dieser Woche wegen einer Atemwegserkrankung getestet, alle drei haben sich als negativ erwiesen..

Weltweit steigt die Zahl der Neuinfizierten noch immer steil an, in Deutschland nimmt sie leicht ab. Diese im Grundsatz positive Entwicklung darf allerdings nicht dazu verleiten, die kollektiven und persönlichen Schutzmaßnahmen zu vernachlässigen. Zielvorstellung der Bundesregierung ist es unverändert, die Reproduktionszahl unter dem Wert von 1 zu halten, und in den letzten Tagen ist sie bereits einmal wieder darüber gewesen. Also: Stay at home, flatten the curve!

Ich möchte Ihnen heute vor allem den Planungsstand für das Soft Re-Opening, die schrittweise Wiedereröffnung der Universität, berichten. Wir reden hier zunächst über zwei Phasen: Phase I vom 04.05. bis zum 14.06. einschließlich, Phase II ab dem 15.06. Vermutlich schließt sich dann irgendwann eine dritte Phase an, bevor der Normalbetrieb wieder beginnt.

Zuerst zur Phase I. Wie Sie bereits wissen, habe ich die Fakultäten gebeten, bis heute ihre Planungen für die Durchführung erster Präsenzprüfungen vorzulegen. Und parallel dazu hat die Verwaltung eine Bestandsaufnahme der Raumkapazitäten für Prüfungen mit Abstandsgebot gemacht. Die Leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit hat ein Konzept für die hierfür erforderlichen Schutzmaßnahmen erstellt. Und der Studierendenbereich ist mit den Planungen befasst, um die Studierenden zu den Prüfungen zurück auf den Campus zu holen.

Das erscheint Ihnen möglicherweise trivial, ist es aber nicht. Denn 72 Stunden vor der Rückkehr an den Campus ist für die Studierenden Offiziere und Offizieranwärter*innen – also die militärischen Studierenden – ein definiertes Verfahren im Zusammenwirken zwischen dem Sanitätsversorgungszentrum Hamburg-Mitte, dem Lagezentrum und ihren Vorgesetzten im Studierendenbereich online zu durchlaufen.

Der Schlüssel ist, dass Sie, die beispielsweise aufgrund einer notwendigen Prüfung zurückkommen, Ihre Rückkehr bei Ihrem Vorgesetzten zeitgerecht, also 72 Stunden vorher, anmelden. Alle weiteren Schritte erfahren Sie spätestens zu diesem Zeitpunkt. Ergänzend dazu steht Ihnen allen über ILIAS Informationsmaterial zu entsprechenden Verhaltensregeln zur Verfügung.

Und wir reden hier von wirklich kleinen Zahlen, nämlich von zunächst nicht mehr als zehn Studierenden je Prüfung.

Spätestens an dieser Stelle wird hoffentlich jedermann deutlich, dass die Rückkehr zum Normalbetrieb noch sehr weit vor uns liegt.

Und noch einmal in aller Deutlichkeit: Die Zutrittsbeschränkungen für den Campus bleiben im Grundsatz auch nach dem 4. Mai weiterhin bestehen. Das Betreten der Universität ist die Ausnahme, die Arbeit im Home Office bis zum 14. Juni der Regelfall.

Zutritt zu den Laboren erhalten einzelne Universitätsmitglieder ab dem 4. Mai nur unter Auflagen:

Forscherinnen und Forscher dürfen die Universität im Rahmen der vertraglich gebundenen Drittmittelforschung aufsuchen, damit diese Projekte vorangetrieben und Vertragspflichten eingehalten werden können. Voraussetzung ist, dass die Forschungstätigkeiten laborgebunden sind und nicht auch in einer anderen Arbeitsumgebung – zum Beispiel im Home Office – erbracht werden können.
Zudem erhalten einzelne Master-Studierende Zugang zu den Laboren, sofern die Labortätigkeit für die Erlangung des Studienabschlusses zwingend erforderlich ist.

Bevor die Laboreinrichtungen genutzt werden können, ist durch die verantwortlichen Professorinnen und Professoren zunächst ein Konzept zum Infektionsschutz für den jeweiligen Arbeitsbereich anzufertigen. Die Freigabe der Tätigkeitsaufnahme erfolgt erst nach Prüfung und Genehmigung des Konzepts durch die Fachkraft für Arbeitssicherheit.

Auf der Grundlage dieser Konzepte erfolgt die Vergabe der erforderlichen Schutzausstattung. Hierbei werden die Bedarfe aufgrund begrenzter Ressourcen zunächst im Wochenrhythmus gedeckt.

Die gleichen Auflagen gelten für die Wiederaufnahme des Präsenzbetriebs in den zentralen Einrichtungen und der Verwaltung. Sämtlichen Konzepten soll der Ansatz zugrunde liegen, die Anwesenheit auf das notwendige Maß zu reduzieren.

Der Kanzler hat die Dekane, Dezernatsleiterinnen und Leiterinnen der Zentralen Einrichtungen entsprechend informiert.

In der Phase I setzt die die individuelle Wiederaufnahme des Dienstes auf dem Campus vor allem die unbedingte dienstliche Notwendigkeit des Aufenthalts in der Universität voraus. Ich bin bereits gefragt worden, ob ich es zuließe, dass man sich innerhalb der Professur oder Forschergruppe zu kleineren Meetings treffen kann. Die Antwort ist nein. Auch, wenn es natürlich immer angenehmer ist, die Dinge von Angesicht zu Angesicht zu besprechen, bleibt es dabei, dass persönliche Kontakte, wo immer möglich, zu unterbleiben haben.

Zweitens die Möglichkeit der Kinderbetreuung. Die Universität ist, so schwer es mir das auch fällt, das einzugestehen, nicht systemrelevant. Damit haben Universitätsmitglieder nicht die Möglichkeit sich auf diesen Umstand zu berufen. Gleichwohl kann bei der jeweiligen Betreuungseinrichtung ein Antrag Notfallbetreuung gestellt werden. Dort erfolgt dann eine Einzelfallbetrachtung. In diversen Fällen konnte so die notwendige Betreuung sichergestellt werden.

Drittens sollte bei der Aufgabenverteilung in den verschiedenen Arbeitsbereichen nach Möglichkeit auf den Anfahrtswegs, das erforderliche Transportmittel und die Zugehörigkeit zu Risikogruppen Rücksicht genommen werden. Es gilt insofern: Dort wo Homeoffice möglich ist, sollte von dieser Option auch Gebrauch gemacht werden.

Während der Phase I werden die Umstände nicht in jedem Fall so sein, dass ein Dienst auf dem Campus leicht möglich ist. Daher wird es in dieser Phase, also bis zum 14. Juni, auch keine Arbeitszeiterfassung geben. Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gilt bis dahin die Vertrauensarbeitszeitregelung, und zwar unabhängig davon, ob sie sich im Home Office oder zeitweise bereits wieder auf dem Campus befinden.

Kommen wir zur Phase II. Ab dem 15 Juni wird es zusätzlich klausurvorbereitende Übungen in Präsenz und größere Klausuren geben, weiterhin unter Auflagen. Auch in der Verwaltung und den zentralen Einrichtungen wird der Präsenzbetrieb dann verstärkt.

Das werden wir aber nur unter der Voraussetzung tun können, dass wir bis dahin keine zweite Erkrankungswelle bekommen oder der Bund und die Länder weitere Einschränkungen beschließen. Wir haben derzeit auch noch kein Ende für die Phase II festgelegt. Solche Planungen werden wir in der zweiten Maihälfte vornehmen können. Selbstverständlich werde ich Sie darüber schnellstmöglich über die üblichen Kanäle informieren.

Am 15. Juni wollen wir, das ist die gute Nachricht, unser Forschungsinformationssystem „openHSU“ der Öffentlichkeit präsentieren. Ursprünglich hatten wir vor, dies während der Verleihung des Wissenschaftspreises am 24. März zu tun. Wir machen das nun im Juni. Allerdings nicht, und das ist der Wermutstropfen, mit einer Präsentation vor Ort, sondern in einer Online-Form. Denn Großveranstaltungen mit hundert oder mehr Teilnehmer*innen wird es möglicherweise in diesem Jahr gar nicht mehr geben.

Ebenfalls abgesagt haben wir inzwischen alle Vorhaben mit Auslandsreisetätigkeit bis 1. Oktober. Und darüber hinaus alle Auslandsstudienprogramme bis zum Ende dieses Jahres. Wir haben hier Nägel mit Köpfen gemacht, weil wir wissen, dass einzelne Studierende für die Vorbereitung Zeit und bisweilen auch Geld aufwenden – in der vagen Hoffnung, vielleicht später im Jahr doch noch das ersehnte Auslandsstudium antreten zu können. Bitte glauben Sie mir, dass mir diese Entscheidung nicht leichtgefallen ist – schließlich sind wir gerade dabei, eine Vizepräsidentin für Internationales einzusetzen, um die Internationalisierung der Universität zu befördern. Ich sehe augenblicklich aber keine Chance, dass wir in diesem Jahr noch Studierende an unsere ausländischen Partnerhochschulen schicken.

Nicht abgesagt haben wir den sogenannten Großen Beförderungsappell – die jährliche Leutnantsbeförderung. Sie wird am 25. Juni stattfinden. Der Studierendenbereich hat mehrere alternative Konzepte ausgearbeitet, um dieses Ereignis auch unter den besonderen Randbedingungen so würdig wie eben möglich zu gestalten. Angesichts der volatilen Lage treffen wir die endgültige Entscheidung über den Ablauf erst zwei Wochen vor dem Termin. Im Moment präferieren wir allerdings eine Präsenzveranstaltung vor der Online-Variante. Also ein Antreten in aufgelockerter Formation, aber ohne Ein- und Ausmarsch, ohne Musikkorps und ohne Publikum.

Bevor ich zum Schluss komme, habe ich noch eine weitere gute Nachricht: Unsere Universitätsbibliothek hat ihr Konzept für die Wiederaufnahme des Betriebs vorgestellt, der am 6. Mai starten wird. Einzelheiten können Sie der Bibliothekshomepage entnehmen. An dieser Stelle nur so viel: Die Bibliothek funktioniert bis auf weiteres als Magazinbibliothek. Das heißt, Universitätsmitglieder können über ein Formular pro Woche bis zu Bücher bestellen. Wer sich auf dem Campus aufhalten darf, kann die Bücher werktags zwischen 9 und 12 Uhr in der Bibliothek abholen – wenn er oder sie dabei einen Mund-Nasen-Schutz trägt. Diese Regel gilt übrigens für alle Bereiche mit Kundenkontakt.

Wer sich nicht auf dem Campus aufhält, bekommt die Bücher nach Hause geschickt. Soweit es das Urheberrechtsgesetz zulässt, auch digital als Scan. Diesen Service bieten nach meinem Wissen in Deutschland nur noch zwei andere Universitätsbibliotheken an. Mein Dank gilt an dieser Stelle Bibliotheksdirektor Dr. Jan-Jasper Fast und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Service.

Bedanken möchte ich mich auch bei unserem COVID-Lagezentrum, das die Universitätsleitung seit nunmehr 60 Tagen mit einem stets aktuellen Lagebild versorgt. Ich bin mit der Arbeit von Hauptmann André Borowitschka, Stabsfeldwebel Mirco Lubbe und ihrem gesamten Team sehr zufrieden.

Insgesamt bin ich der Überzeugung, dass die gesamte Universität unter diesen außergewöhnlichen Bedingungen gut funktioniert. Dafür danke ich Ihnen allen.

Ich weiß, dass es an der einen oder anderen Stelle noch knirscht. Oft liegt es an den eingeschränkten Möglichkeiten der Kommunikation.
Bitte sprechen Sie miteinander! Nutzen Sie alle zur Verfügung stehenden Kanäle und schaffen Sie neue, wo es keine gibt.

Dozentinnen und Dozenten, bitte reden Sie mit Ihren Studierenden. Meine Erfahrung sagt mir, dass es nicht genügt, wenn der Lehrer die Schüler nur mit schriftlichen Informationen füttert.

Studentinnen und Studenten, bitte fragen Sie die Lehrenden, wenn Sie nicht weiter wissen. Weisen Sie sie offen und direkt auf Probleme bei der Online-Lehre hin. Es wird noch eine Weile dauern, bis wir die ersten Erkenntnisse aus der Evaluation der digitalisierten Lehre erhalten, die wir jetzt angestoßen haben. Wenden Sie sich in akademischen Angelegenheiten an Ihre Fakultäten, Ihre Studiendekane oder Ihre Dekane.
Dekaninnen und Dekane, bitte reden Sie mit Ihren Professorinnen und Professoren und vergessen Sie auch Lehrbeauftragte nicht.

Kolleginnen und Kollegen, bitte reden Sie mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie sind in besonderem Maße darauf angewiesen, am Ende eines Informationsflusses zu stehen, der bei der Universitätsleitung beginnt und von den Dekanen über die Professuren bis hin zu ihnen reicht. Kümmern Sie sich bitte in besonderem Maße um Ihre ausländischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unsere Sprache nicht sprechen und die bei der Bewältigung der Situation möglicherweise größere Schwierigkeiten als haben, als wir.

Wir an der HSU nehmen alle mit und lassen niemanden zurück.
Und bleiben Sie gesund.

Vielen Dank.

Ihr
Klaus Beckmann