Labor statt Elfenbeinturm: Wenn Konflikte unter dem Mikroskop liegen

HSU

20. August 2025

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Jahrestagung der Gesellschaft für experimentelle Wirtschaftsforschung (GfeW) an der Helmut-Schmidt-Universität beleuchtet menschliches Verhalten in Krisen und Konflikten

Hamburg: Vom 10. bis 12. September 2025 wird die Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg zum Treffpunkt für über 100 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der experimentellen Wirtschaftsforschung. Im Fokus der diesjährigen Jahrestagung der Gesellschaft für experimentelle Wirtschaftsforschung (GfeW) steht ein hochaktuelles Thema: „Krisen und Konflikte: Perspektiven der experimentellen Wirtschaftsforschung“. Konflikte prägen unsere Gegenwart – ob geopolitisch, gesellschaftlich oder ökologisch. Die Spannungen reichen von Kriegen in der Ukraine, im Sudan und in Gaza über die gesellschaftliche Polarisierung durch soziale Medien bis hin zu globalen Krisen wie dem Klimawandel. Doch wie entstehen diese Konflikte? Welche psychologischen und sozialen Mechanismen führen zur Eskalation? Und wie kann man frühzeitig gegensteuern?

Die experimentelle Wirtschaftsforschung sucht Antworten – nicht in abstrakten Theoriemodellen, sondern im Labor. Dort simulieren Forscherinnen und Forscher reale Entscheidungssituationen, testen Hypothesen und beobachten unter kontrollierten Bedingungen, wie Menschen in Stress-, Konkurrenz- oder Gruppensituationen agieren. Emotionen wie Rache, Missgunst oder Gruppendenken stehen dabei ebenso im Fokus wie Fragen nach Kooperation, Vertrauen oder Gerechtigkeitsempfinden.

„Wir bringen Theorien aus dem Elfenbeinturm ins Labor, wo sie sich dem Realitätscheck stellen“, sagt Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff, Vorsitzender der GfeW. Seit fast 50 Jahren liefert die Gesellschaft mit ihren Mitgliedern empirische Erkenntnisse über menschliches Verhalten in komplexen und konflikthaften Situationen – oft mit überraschenden Ergebnissen.

Konfliktverhalten unter der Lupe der Verhaltensökonomie

Veranstaltet wird die diesjährige Tagung von Prof. Dr. Stefan Traub, Inhaber der Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Behavioral Economics, an der HSU. Für ihn ist klar: „Die experimentelle Wirtschaftsforschung ist aufgrund ihres methodischen Instrumentariums besonders geeignet, gesellschaftliche Herausforderungen systematisch zu analysieren.“

In über 70 Vorträgen präsentieren internationale Forscherinnen und Forscher aktuelle Studien – zu Themen wie Machtverhältnissen, Kooperationsstrategien, Eskalationsdynamiken oder der Rolle institutioneller Rahmenbedingungen bei Konfliktlösungen. Ziel ist es, nicht nur zu verstehen, wie Konflikte entstehen, sondern auch, was sie verhindern oder entschärfen kann.

Impulse von zwei führenden Stimmen der Konfliktforschung

Ein Highlight der Tagung sind die Plenarvorträge zweier ausgewiesener Expertinnen und Experten der experimentellen Konfliktforschung:

  • Prof. Dr. Dr. Lydia Mechtenberg (Universität Hamburg) ist Sprecherin der DFG-Forschungsgruppe „Big Structural Change“. Sie untersucht, wie tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen – etwa durch Klimawandel oder Globalisierung – soziale Strukturen beeinflussen und welche Rolle die Legitimität von Institutionen dabei spielt. Ihr Vortrag trägt den Titel:
    „Umgang mit Konflikten und Krisen – eine experimentelle Perspektive“.
  • Dr. Dr. Hannes Rusch (Max-Planck-Institut Freiburg / Universität Maastricht) leitet die Forschungsgruppe „Behavioral Economics of Crime and Conflict“. Seine Forschung fragt danach, wie gesellschaftliche Spannungen bereits im Vorfeld erkannt und deeskaliert werden können – bevor sie in Gewalt oder Krieg münden. Sein Vortrag widmet sich der Frage:

    „Wie kann die experimentelle Ökonomie zur Konfliktforschung beitragen?“
    Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz – an der HSU

    Die Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg steht seit ihrer Gründung 1972 für wissenschaftliche Exzellenz und gesellschaftliche Verantwortung. Mit ihrer interdisziplinären Ausrichtung in den Wirtschafts-, Ingenieur-, Sozial- und Geisteswissenschaften sowie ihrer praxisnahen Forschung trägt sie maßgeblich zur Bearbeitung sicherheits- und gesellschaftspolitischer Zukunftsthemen bei – vom Klimawandel über Digitalisierung bis hin zur Friedenssicherung.
    Sie bietet Offizieranwärterinnen und -anwärtern sowie Offizieren der Bundeswehr eine akademische Ausbildung auf höchstem Niveau. Mit ihrem Trimester-System, internationaler Vernetzung und ihrer Forschungsausrichtung auf Themen wie Sicherheit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit bereitet sie Führungskräfte auf komplexe Herausforderungen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft vor.
    Mehr unter: www.hsu-hh.de

    Die Ausrichtung der GfeW-Jahrestagung an der HSU unterstreicht den hohen Stellenwert, den wissenschaftlich fundierte Politikberatung und experimentelle Forschung in der heutigen Welt einnehmen. Denn nur, wer versteht, wie Konflikte entstehen, kann dazu beitragen, sie zu verhindern.

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