Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über die Verschiebung der Aufnahme der Präsenzlehre

HSU

21. Januar 2022

In seiner heutigen Videobotschaft spricht Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über die Notwendigkeit, den Beginn der Präsenzlehre auf den 14. Februar 2022 zu verschieben.

Die Videobotschaft vom 21.01.2022 im Volltext

Liebe Universitätsmitglieder,
liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

das Wichtigste zuerst: 51 Universitätsmitglieder sind derzeit an COVID-19 erkrankt. Bei 17 warten wir auf das Ergebnis der differentialdiagnostischen Abklärung.

16 Universitätsmitglieder befinden sich in Isolation auf dem Campus, alle weiteren in häuslicher Isolation. 170 haben die Krankheit offiziell überstanden. Allen, die betroffen sind oder waren, wünsche ich schnelle und vollständige Genesung.

Diese Zahlen mögen ein wenig erschrecken, doch sie waren angesichts der Omikron-Variante des SARS-CoV-2-Virus zu erwarten. Um es gleich vorweg zu nehmen: Sofern sich die Verläufe der europäischen Nachbarländer, in denen sich Omikron bereits früher als bei uns durchgesetzt hat, auf Deutschland übertragen lassen, werden wir Mitte Februar Inzidenzwerte von 2.500 und mehr haben, und die Zahl der Infizierten an der Universität wird dreistellig sein. Dabei wird es nach meiner Überzeugung nur eine geringe Rolle spielen, ob Sie sich zu Hause aufhalten oder auf dem Campus.

Das ist die schlechte Nachricht.

Die gute Nachricht ist: Wir haben eine nahezu 100-prozentige Grundimmunisierung bei den Universitätsmitgliedern, und der Anteil der Universitätsbürgerinnen und -bürger, die die dritte Impfung, den Booster, erhalten haben, wird mit dem nächsten Impftermin am 3. Februar 90 Prozent überschreiten.

Der Akademische Senat hatsich in einem einstimmigen Beschluss zur Präsenzlehre bekannt. Er fordert von Dozierenden und Universitätsleitung das größtmögliche Maß an Präsenz, das zulässig und vertretbar ist. An diesem Beschluss halten wir nach wie vor fest.

Die für die Wahrnehmung öffentlich-rechtlicher Aufgaben des Sanitätsdienstes der Bundeswehr zuständige Stelle – unser „Gesundheitsamt“ – trägt den Übergang in die Präsenzlehre grundsätzlich mit. Unter der Bedingung, dass nahezu 100 % grundimmunisiert und mehr als 90 % geboostert sind. Diesen Zustand haben wir, wie gesagt, erreicht oder werden ihn in Kürze erreichen.

Ich habe in den letzten Tagen mit den Dekaninnen und Dekanen, dem Leiter Studierendenbereich, den Professorinnen und Professoren, den Vertreterinnen und Vertretern des Akademischen Mittelbaus und der Studierenden und den sanitätsdienstlichen Experten die Frage nach der Präsenz intensiv beraten.

Das Meinungsbild geht, wie Sie sich vorstellen können, auseinander. Bei Lehrenden wie Lernenden gibt es Menschen, die – aus unterschiedlichen Gründen – die Online-Lehre bevorzugen. Und es gibt wiederum Dozentinnen und Dozenten, die mir nachvollziehbar geschildert haben, dass sich ihre Inhalte in Präsenz besser, wenn nicht sogar ausschließlich in Präsenz verständlich vermitteln lassen. Wie es auch Studierende gibt, die auf die direkte Interaktion mit Hochschullehrern und -lehrerinnen und mit Kommilitoninnen und Kommilitonen angewiesen sind.

Übereinstimmend verlangt man eindeutige, verlässliche Regeln und Planbarkeit. Keine Salamitaktik soll es sein, keine Kaskade von Bekanntmachungen mit sich ständig verschiebenden Horizonten. Damit rennt man bei mir offene Türen ein. Und: Das Hybridmodell zur Sicherstellung der Präsenz, bei dem viele Studierende auch ohne Präsenzlehre auf dem Campus verweilen müssen, wurde kritisiert.

Was folgt daraus?

Wir hatten im Dezember angekündigt, ab dem 24. Januar wieder in den Präsenzbetrieb zu wechseln. Vor dem oben beschriebenen Hintergrund ist das noch nicht angezeigt.

Wir verschieben den Start in die Präsenzlehre auf den 14. Februar 2022. Bis dahin bleibt die Weisung Nr. 9 für die Bekämpfung der Corona-Pandemie mit den durch Bulletin bekannt gegebenen Änderungen in Kraft. Darauf habe ich mich mit dem COVID-Krisenstab, der Universitätsleitung, den Dekaninnen und Dekane und den Gremien gestern verständigt.

Schlicht: grundsätzlich ändert sich nix außer dem Datum: streiche 24.01., setze 14.02.

„Und so kam man überein, // Am Valentinstag soll es sein.“ Dieses Datum ist in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung.

Erstens beginnen nach diesem Datum unsere Wiederholungsprüfungen zum Herbsttrimester, so dass Studierende ohnehin auf den Campus zurückkehren, wenn sie daran teilnehmen müssen.

Zweitens ist dieses Datum im Grunde genommen der letzte Termin, um die Präsenzlehre zu starten und den Senatsbeschluss umzusetzen. Würden wir noch länger warten, wäre das Trimester nahezu beendet. Denn drei oder weniger Wochen vor der Klausurenphase die Lehrform zu wechseln, erachte ich nicht als sinnvoll.

Drittens ist am 14.02. „Halbzeit“ im Wintertrimester.

Und viertens gibt es Stimmen, die für Mitte Februar den Scheitelpunkt der Omikron-Welle erwarten.

Bis zum Valentinstag bitte ich die Dozentinnen und Dozenten, ihre Lehre digital anzubieten. Ab dem diesem Datum bitte ich Sie, ihre Veranstaltungen in Präsenz anzubieten – mit dem nämlichen Zeitraster, also so, wie es die Fakultäten geplant haben.

Daneben werden wir parallel auch hybride Formen vorhalten müssen. Zwar müssen Personen, die bereits geboostert sind, nicht in Quarantäne, nachdem sie Kontakt zu infizierten Personen hatten. Für sie gilt aber das Abstandsgebot. Das heißt, als Erstkontakt können Sie bis zu zehn Tage lang nicht an Präsenzveranstaltungen teilnehmen. Und für diese Fälle, deren Zahl steigen wird, müssen wir Lehre anbieten.

Die Lehrenden werden dazu eine Handreichung als Anlage zur Weisung Nr. 10 vorfinden. Eine weitere Anlage wird die Verhaltensempfehlungen für unsere Universitätsangehörigen auf den neuesten Stand bringen, die sich auf dem Campus infizieren. Und wir werden zahlreiche organisatorische Details bis zum 14.02. regeln müssen.

Am 3. Februar, das hatte ich eingangs bereits erwähnt, setzen wir unsere Impfkampagne weiter fort. Wer noch nicht geimpft oder geboostert ist, lade ich ein, das Angebot anzunehmen.

Das Testzentrum im Hauptgebäude bleibt weiterhin in Betrieb. Es ist Montag von 7 bis 16 Uhr, Dienstag bis Freitag von 7 bis 14 Uhr und am Wochenende von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Bitte machen Sie weiterhin regelmäßig Gebrauch davon. Die Inkubationszeit scheint bei der Omikron-Variante kürzer zu sein als bei Delta, vermutlich nur zwei bis vier Tage. Was das Testen anbetrifft gilt also nach wie vor: Viel hilft viel.

Das also ist der Plan. Noch einmal: Die Universität will und braucht Klarheit, Verständlichkeit und Planbarkeit im Corona-Krisenmanagement – etwas, um dass wir uns immer nach Kräften und im Rahmen unserer Möglichkeiten bemüht haben.

Klarheit, Verständlichkeit, Planbarkeit heißt: Am 14.02. beginnt die Präsenzlehre. Ich erwarte jedoch, dass „die Zahlen“ an diesem Datum deutlich höher ausfallen werden als heute. Das sollte allen klar sein. Wir verschieben den Präsenzstart nämlich nicht in der Hoffnung, in ein paar Wochen werde alles besser werden. Diese Hoffnung hat in der Pandemie zu oft getrogen.

Wir handeln aufgrund unserer in einem ausgewogenen Kalkül gewonnenen Überzeugung, mit diesem Plan unsere Aufgaben in Forschung und Lehre unter der Nebenbedingung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes bestmöglich verwirklichen zu können. Wir handeln in Ansehung der Beschlusslage unserer akademischen Gremien und ausführlichen Diskussionen in der Universitätsbürgerschaft. Und wir wollen daran festhalten, auch wenn die Inzidenz am 14.02. erwartungsgemäß deutlich im vierstelligen Bereich liegen sollte. Und ja: Ich rechne mit einer dreistelligen Zahl Infizierter auf dem Campus.

Das Richtige zu tun, wird folglich moralische Stärke erfordern.

Mein üblicher Abschiedsgruß an dieser Stelle wäre: „Und bitte bleiben Sie gesund.“ Da ich aber nicht in den Verruf des Eigennutzes kommen kann, lassen Sie mich Ihnen stattdessen einen Klassiker zurufen: „Live long and prosper“.

Vielen Dank.

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