Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über Phase III der Wiederaufnahme des Universitätsbetriebes

HSU

7. Juli 2020

Über die Organisation der Lehre im Herbsttrimester 2020, die Öffnung des Campus für wissenschaftliches Personal, die jüngste Aktualisierung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes an der Universität und die Regeln des Zusammenlebens in Corona-Zeiten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studentinnen und Studenten,
liebe Kameradinnen und Kameraden,

das Erfreuliche wieder zuerst: Es gibt momentan keine Universitätsmitglieder, die an COVID-19 erkrankt sind und allgemein hat Hamburg kaum Neuinfektionen zu verzeichnen. Heute Morgen war es im Vergleich zu gestern nur ein Fall mehr. Auch die allgemeine Covid-Lage in Deutschland scheint sich nach den jüngsten markanten Ausbrüchen wieder ein wenig zu entspannen. Eigentlich wäre das für uns ein Grund zum Feiern und die neue Corona-Landesverordnung der Stadt Hamburg ließe das in eingeschränktem Maße sogar zu. Aber die Helmut-Schmidt-Universität (HSU) feiert aus gutem Grund nicht: Die kasernenähnliche Wohnkonfiguration auf unserem Campus und die enge Zusammenarbeit zwischen unseren Mitarbeiter*innen und Studierenden machen unsere Universität zu einem potentiellen Corona-Cluster. Und dass wir ein solches werden, nicht bloß ein potentielles, müssen wir mit aller Vorsicht verhindern. Deshalb gleich vorweg: Feierlichkeiten auf unseren Wohnebenen und den umliegenden Grünflächen haben bei uns weiterhin zu unterbleiben. Das haben wir in der Weisung vom 9. April 2020 so festgelegt und diese Weisung gilt, was diesen Teil angeht, unverändert. Mir ist bewusst: Ihnen als Studierenden der HSU wird mehr Geduld abverlangt als anderen Bürger*innen, aber jetzt müssen Sie soldatische und bürgerliche Verantwortung zeigen.

Wir hatten in der letzten Woche ein paar Videokonferenzen, die letzte am Montag, bei der mir aufgefallen ist, dass die Teilnehmenden aus anderen Einrichtungen, Einrichtungen der Bundeswehr wie auch anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, alle recht eng um einen Tisch herumsaßen, mit einer Videoeinrichtung, während die Angehörigen der HSU alle vereinzelt im Homeoffice teilgenommen haben. Dieses Verhalten von uns wurde auch durchaus kommentiert. Nun sagte der Wissenschaftler Georg Christoph Lichtenberg einmal und ich zitiere: “Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?“

Ich bin mir sicher, dass wir es richtig machen und die anderen möglicherweise nicht ganz so richtig. Ich bin froh darüber und stolz darauf und danke Ihnen allen für Ihre Kooperation.

Mittlerweile ist die Helmut-Schmidt-Universität in Phase III ihres Wiedereröffnungskonzepts eingetreten und weitere Lockerungen werden spürbar. Die Regeln des Zusammenlebens in den Wohnbereichen werden unter Wahrung der Mindestabstände und Hygienemaßnahmen weiter gelockert und der Campus steht nun auch wieder demjenigen wissenschaftlichen Personal offen, das für seine Arbeit keine Labore benötigt. Für die Büronutzung im Wissenschaftsbereich gilt das Schichtprinzip, d.h wir nutzen alle Büros als Einzelbüros und es gilt der Grundsatz, dass Besprechungen der Professuren in Seminarräumen mit Prüfungskonfiguration, also entsprechenden Abständen, stattfinden. Die entsprechenden Arbeitsschutzkonzepte für die Professorinnen und Professoren können durch das Ausfüllen eines von uns bereitgestellten, vorgefertigten Fragebogens erstellt werden. Wir haben unser Arbeits- und Gesundheitsschutzkonzept gemeinsam mit der zuständigen Sanitätsbehörde weiterentwickelt und unsere Corona-Regularien auf Basis einer aktualisierten Dienstanweisung an die künftigen Erfordernisse des eingeschränkten Regelbetriebes angepasst. Das ist die Weisung Nr. 4, die Sie im Internet finden (Anm.: Ilias) und die wir letzte Woche Freitag per Bulletin angekündigt haben. Dennoch geben wir unter den gegenwärtigen Umständen dem Homeoffice weiterhin den Vorrang – wo immer es möglich ist!

Gleiches gilt für Lehrveranstaltungen an der HSU: Ich weiß um die Bedeutung der Präsenz. Universitäten sind Orte des zwischenmenschlichen wissenschaftlichen Austauschs. Universitäten haben auch etwas mit Networking zu tun und Präsenzveranstaltungen sind unter sonst gleichen Umständen meist wirksamer als Nicht-Präsenzveranstaltungen. Gleichwohl werden wir auch im Herbsttrimester stark auf digitale Lehrformate setzen müssen. Ab dem Herbsttrimester wären Präsenzveranstaltungen bei uns zwar grundsätzlich erlaubt, aber schon aufgrund der räumlichen Bedingungen können wir auf digitale Lehre nicht ganz verzichten. Denn will man die Abstandsgebote umsetzen, passt in einen Hörsaal höchstens ein Viertel der üblichen Kapazität hinein. Auch die Prüfungen im Herbsttrimester 2020 werden wir, wann immer es geht, in kontaktloser Form durchführen. Wir werden das so regeln, dass wir für jede Prüfung nach Möglichkeit eine kontaktlose Prüfungsform vorsehen, in den entsprechenden Ordnungen, sodass ggf. bei einem Ausbruch auch kurzfristig auf kontaktloses Prüfen umgestellt werden kann.

Bis zum Herbsttrimester ist es nicht mehr lange hin und wir müssen erst sehen, welche Auswirkungen Urlaubsreisen auf das Infektionsgeschehen in der Bundesrepublik Deutschland, in Hamburg und an unsere Universität haben. Als Präsident der Helmut-Schmidt-Universität bin ich jedenfalls zuversichtlich, dass wir gut aufgestellt sind, d.h. dass wir Gesundheitsschutz und Bildungsauftrag in Einklang gebracht haben.

Nach den anfänglichen fünf Infektionen, die alle glimpflich verliefen ­ dafür bin ich sehr dankbar ­ ist uns kein weiterer Covid-Fall an unserer Universität bekannt. Weder bei den Studierenden, noch beim Stammpersonal, weder auf dem Campus noch abseits. „Schwein gehabt!“, könnte man sagen. Ja, meine Damen und Herren, bisher haben wir Glück gehabt, aber vielleicht haben unsere Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen, unser schnelles, konsequentes Handeln dazu ein wenig beigetragen. Ich habe in meinen bisherigen Videobotschaften schon vielen gedankt, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. Eine Gruppe werkelt aber schon seit Mitte März kontinuierlich daran: Das ist das Rumpfteam auf dem Campus aus Verwaltung, Studierendenbereich und dem Personal Kasernenkommandant. Rechenzentrum und Bibliothek habe ich schon einmal erwähnt, meine Lagezelle und die Werkstätten auch, aber es wird noch viel mehr getan: Hörsaaldienst und die Infrastrukturverantwortlichen ermöglichen die Durchführung Ihrer Prüfungen, meine Damen und Herren Studierenden, durch harte Arbeit. Die Personalabteilung stellt auch in der Coronazeit Personal ein. Unsere Beschaffer*innen jagen europa- und weltweit Masken und Desinfektionsmittel und so weiter und so fort. Das Ganze von Tag eins an und weil es sich nicht vermeiden ließ, auch häufig in Präsenz, unter schwierigen Bedingungen. Daher geht der heutige Dank an die Universitätsverwaltung.

Bitte gestatten Sie mir jetzt zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung: Die Rolle der Wissenschaft ist es, Ursache-Wirkungsbeziehungen herauszuarbeiten. Die Aufgabe der Politik (und der nachgeordneten Behörden) besteht darin, auf dieser Grundlage Entscheidungen zu treffen. Dabei sollten jedoch alle Disziplinen der Wissenschaft Gehör finden. Derzeit erleben wir eine starke Fokussierung auf die Virologie, doch die Tragweite der Corona-Krise erfordert neue Diskurse, die sich z. B. mit wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Lebensdauer und die Gesundheit der Menschen auseinandersetzen.

Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne einen endlosen Sommer, nützen Sie die vorlesungsfreie Zeit bestmöglich und vor allem: Bleiben Sie gesund!

Herzlichen Dank!

Ihr
Klaus Beckmann