Militärstatistik in Europa im langen 19. Jahrhundert

A. Franz

Heinrich Hartmann

Meine Forschungen zur Militärstatistik in Europa im langen 19. Jahrhundert untersuchen den Zusammenhang  von demographischem Wissen und Konzepten von Tauglichkeit. In diesem Sinne war die Musterung mehr als ein sozialer rite de passage. Vielmehr wurde sie zum Begegnungsort verschiedener insbesondere anthropologischer, statistischer und eugenisch-biologistischer Wissensordnungen und wurde immer wieder als „screening“ der Bevölkerung verstanden. Über die Verhandlung von Kriterien und Kategorien von Tauglichkeit, Gesundheit und körperlicher Leistungsfähigkeit bildeten sich neue Netzwerke – etwa zwischen Ökonomen, Statistikern und Militärärzten – und brachten ihre Interpretation der Gesellschaft an eine breitere Öffentlichkeit. Mein besonderes Interesse gilt der Frage, inwieweit statistische Kategorien erst in sozialen Situationen ausgehandelt wurden – inwiefern etwa Musterungsdaten nach den lokalen Kontexten ihrer Erfassung, zwischen Untersuchenden und Stellungspflichtigen „ausgehandelt“ und somit Subjekte und Objekte einer solchen Wissensgeschichte miteinander in Beziehung setzten. Die Forschungen zu diesem Thema bildeten die Grundlage für die Monographie Der Volkskörper bei der Musterung (Wallstein 2011) für MIT Press (Ende 2016) Die Arbeit an diesem Projekt wird in mehreren Artikelprojekten weitergeführt.

HSU

Letzte Änderung: 14. Dezember 2022