Erziehungswissenschaft, insbesondere Historische Bildungsforschung

Prof. Dr. Carola Groppe

Schwerpunkt der Forschungs- und Lehraktivitäten des Lehrstuhls ist die Historische Bildungsforschung. Diese befasst sich mit der historischen Entwicklung des Verhältnisses von Person und Gesellschaft in seiner Vermittlung durch Erziehungs-, Bildungs- und Sozialisationsprozesse im historischen Wandel.

Bildungshistorische Forschung beschränkt sich nicht auf das im engeren Sinne pädagogische Feld (Bildungssystem, Erziehungs- und Fürsorgeeinrichtungen), sondern richtet den Blick auf historische Verhältnisse von Bildung und Gesellschaft insgesamt sowie auf Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung, kollektiv und individuell, in ihren institutionellen und nicht-institutionellen Kontexten. Zum Forschungsfeld Historischer Bildungsforschung gehören daher sowohl eine umfassend verstandene historische Sozialisationsforschung als auch die bildungshistorische Institutionenforschung (von der Familie über die Schule und Universität bis zu den Peer Groups), die Professionsforschung zu pädagogischen Tätigkeit(sfeldern) und die Untersuchung von Lebensphasen (Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter) im historischen Wandel sowie historische pädagogische Debatten, Programmatiken und Denkformen.

In der Lehre widmen wir uns der Analyse der Entwicklung von Erziehung, Bildung und Sozialisation im Kontext staatlicher und gesellschaftlicher Bedingungsgefüge (Politik, Recht, Ökonomie, Sozialstruktur, Kultur). Einen besonderen Schwerpunkt legen wir dabei auf die Entwicklungen seit dem 18. Jahrhundert, also die Epoche der europäischen Aufklärung und der Neuordnung Europas im Gefolge der Französischen Revolution als einer bedeutsamen Epochenschwelle innerhalb der Entstehung der modernen Sozialisationsordnung. Dazu tritt die bildungshistorische Analyse der Modernisierungsprozesse vom späten 19. Jahrhundert bis zur Weimarer Republik und die Bildungsgeschichte der NS-Zeit. Inzwischen gilt unser Interesse auch den Entwicklungen seit 1945, den bildungstheoretischen Diskursen der frühen Nachkriegszeit in ihrem gesellschaftlichen Kontext und der Geschichte der Studentenbewegung „1968“.