2019 | Mai | Hamburger Dispute | Erste Folge

Erste Folge der »Hamburger Dispute«.
16. Mai 2019 – 18. Mai 2019

Seit 2012 finden unter dem Namen »Wittenberger Gespräche« Arbeitstagungen statt, auf denen aktuelle erziehungswissenschaftliche Themen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive interdisziplinär diskutiert werden. Die Wittenberger Gespräche werden von wechselnden Organisationsteams an verschiedenen Orten ausgetragen; die Ausgestaltung wird vom lokalen Organisationsteam bestimmt. In diesem Jahr organisieren Olaf Sanders und Michael Wimmer die Wittenberger Gespräche als Hamburger Dispute zu

Zukunftsthemen der Bildungsphilosophie

Nach Zukunftsthemen zu fragen, scheint selbstverständlich zur Vorbereitung auf das Kommende. Die Erziehungswissenschaft hat, schon weil sie die Bedingungen des Aufwachsens der nachfolgenden Generationen bedenkt, einen irreduziblen Zukunftsbezug. Als Philosophie hat die Bildungsphilosophie die Möglichkeit, auf und in die Zukunft zu spekulieren. Derartige Spekulationen sind nicht selbstverständlich und auch nicht unproblematisch, weshalb sie letztlich (zu) oft unterbleiben. Wir fragen deshalb nach Zukunftsthemen der Bildungsphilosophie und implizit auch nach der Zukunft und der Zukunft der Bildungs- und Erziehungsphilosophie.

Eines der letzten vergleichsweise breit diskutierten Zukunftsthemen waren die nun auch schon nicht mehr ganz so neuen »Neuen Medien«, die die Grundkoordinaten aller Erfahrung und durch ihren Gebrauch auch das Erfahrene selbst verändert haben, ohne dass sie im weiten Diskursraum der Bildungsphilosophie schon genug Widerhall erfahren hätten. Ähnliches zeichnet sich für weitere bereits erkennbare und unsere Zukunft absehbar bestimmende, aber noch kaum thematisierte Entwicklungen ab. Zu diskutieren bleiben

# Digitalisierung und Big Data, die alle Bereiche der Gesellschaft bis ins Private betreffen werden, die
# Globalisierung des digitalen wie auch des neokolonialen Kapitalismus, vor allem der Finanzströme, des weltweit agierenden Investmentimperialismus sowie die damit ein- hergehende

# Arten- und Umweltvernichtung. Für die Folgen dieser Entwicklungen, die von der Erderwärmung bis hin zur Angst vor einem Ökozid durch rasenden Verbrauch reichen, hat sich der Begriff
# Anthropozän etabliert. Zu diskutieren bleiben außerdem die

# post- oder transhumanistischen Verbesserung und Überwindung des Menschen und der
# Totalitarismus und die Gefährdungen der Demokratie durch die Spaltung der Gesell- schaft.
Diese Zukunftsthemen sind sicher nicht die einzigen und möglicherweise noch nicht ein- mal treffend genug benannt. Dennoch scheinen sie geeignet, den bildungsphilo- sophischen Diskurs zu verunsichern oder ihn zu Perspektivverschiebungen oder -er- weiterungen zu nötigen, die wahrzunehmen und zu denken erlauben, was es un- abhängig von allen Problemen, Gefahren, Hoffnungen und Ängsten bedeutet, sich auf die Zukunft zu beziehen. Wie könnte oder muss ein Denken beschaffen sein, das für die Zukunft offen ist?

Ankündigung und Programm der Tagung: hier (PDF).

HSU

Letzte Änderung: 28. August 2020