Age work in Organisationen: Diskursive Praktiken der (De-)Legitimierung von Altersungleichheiten

Mit dem Konzept von Age Work beziehen wir Forschungsliteratur zu Altersstereotypen, Altersdiskursen und Alternsmanagement auf das Konzept der Institutional Work. Als Age Work bezeichnen wir die diskursiven Praktiken, mit denen organisationale Akteur:innen ihre Interessen verfolgen und Altersungleichheiten (de)legitimieren. In theoretischer Hinsicht bringt das Konzept individuelle Handlungsfähigkeit in die Betrachtung verflochtener Makro- und Mikroebenen-Diskurse und Praktiken ein und hilft zu erklären, warum Altersungleichheiten in Organisationen trotz gegenteiliger Bemühungen oftmals fortbestehen. Der empirische Fallstudienzugang mit Multi-Akteurs-Perspektive umfasst vier deutsche Organisationen verschiedener Sektoren, die für ihr proaktives Altersmanagement bekannt sind. Die Analyse hat ein kontraintuitives Ergebnis: Die rhetorische Dekonstruktion von (negativen) Altersstereotypen führt nicht unbedingt zum Abbau von Altersungleichheiten, sondern kann zu deren Verschleierung beitragen. Umgekehrt bedeutet ein Bezug auf Altersstereotype nicht zwangsläufig, dass damit Altersungleichheiten bzgl. Entgelt oder Beförderung legitimiert werden. Die intersektionale Analyse der Rede von älteren Beschäftigten zeigt zudem, dass die von uns kategorisierten Formen von Age Work je kontextspezifisch mit Erwartungen zu Job- und Einkommens(un)sicherheit sowie Geschlechterrollen zusammenhängen – oder anders gewendet, dass Altersungleichheiten mit anderen Systemen von Machtverhältnissen interagieren.


Ausgewählte Beiträge:

Collien, I., Sieben, B., & Müller-Camen, M. (2016). Age work in organizations: Maintaining and disrupting institutionalized understandings of higher age. British Journal of Management, 27, 778-795. https://doi.org/10.1111/1467-8551.12198 

HSU

Letzte Änderung: 21. August 2022