2. Auswirkungen von Homeoffice auf Arbeitsbedingungen

  • Wie unterscheiden sich die Arbeitsbedingungen aus Sicht der befragten Mitarbeitenden und Führungskräfte a) zwischen denen, die teilweise oder überwiegend im Homeoffice (HO) tätig sind und denen, die nicht im HO tätig sind, obwohl dies prinzipiell möglich ist und b) zwischen den Arbeitsorten Büro und Homeoffice bei Beschäftigten, die an beiden Orten tätig sind?

2.1. Beschäftige mit Homeoffice berichten bessere Arbeitsbedingungen– Freiwilligkeit entscheidend

Befragte, die im Homeoffice (HO) arbeiten, schätzen ihren Handlungsspielraum bei der Arbeit insgesamt höher ein als Befragte, die nicht im Homeoffice arbeiten. Zum Beispiel geben 67,5% der Befragten im Homeoffice an, dass ihre Arbeit es ihnen ermöglicht, Initiative zu übernehmen und nach eigenem Ermessen zu handeln. Bei den Beschäftigten, die nicht im HO arbeiten, liegt der Anteil mit 54,8% deutlich niedriger. Allerdings spielt die Freiwilligkeit von HO eine entscheidende Rolle: Der Handlungsspielraum wird vor allem dann als höher wahrgenommen (81,3%), wenn die Beschäftigten freiwillig im Homeoffice arbeiten. Von denjenigen Befragten, die unfreiwillig im HO tätig sind, erleben nur 48,7% einen hohen Handlungsspielraum.

Auch die Vereinbarkeit von Arbeit- und Privatleben wird von den Befragten, die im HO arbeiten, höher bzw. besser eingeschätzt (69,2%), als von den Befragten ohne HO (62,7%). Auch hier spielt die Freiwilligkeit von HO eine entscheidende Rolle: Die Vereinbarkeit wird vor allem dann als besser wahrgenommen (78,1%), wenn die Beschäftigten freiwillig im Homeoffice arbeiten. Bei denen, die unfreiwillig im HO tätig sind, erleben nur 55,8% eine gute Vereinbarkeit.

Hinsichtlich des Workloads (Zeitdruck) zeigen sich kaum Unterschiede zwischen Beschäftigten mit und ohne HO. Allerdings bestehen bei Beschäftigten, die auch im HO arbeiten, höhere Anforderungen bezüglich der Erreichbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeiten als bei denjenigen Beschäftigten, die ausschließlich im Büro arbeiten. Ca. 26% derjenigen, die auch im HO tätig sind, geben an, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten kontaktiert zu werden. Bei den Beschäftigten, die nur im Büro arbeiten, liegt der Anteil bei nur 13,9%.

2.2. Homeoffice im direkten Vergleich vorteilhaft – aber auch Risiken

Beschäftigte, die sowohl im Büro als auch im HO arbeiten, beurteilen im direkten Vergleich die Arbeitsbedingungen an beiden Arbeitsorten unterschiedlich. Ihre Einschätzungen bezüglich des Büroarbeitsplatzes unterscheiden sich jedoch kaum von den Einschätzungen derer, die ausschließlich im Büro tätig sind.

Vor allem die Flexibilität wird im HO als höher eingeschätzt (71,0%, z.B. freie Zeiteinteilung) als im Büro (54,2%). Auch hier ist die Einschätzung abhängig von der Freiwilligkeit: Beschäftigte, die freiwillig im HO arbeiten, schätzen ihre Flexibilität im HO höher ein (83,9%) als Personen, die nicht freiwillig im HO sind (56,1%).

Darüber hinaus berichten die Befragten, dass im HO weniger Unterbrechungen durch andere stattfinden. Wenn sie im HO arbeiten, liegt der Anteil der Beschäftigten, die durch Unterbrechungen beeinträchtigt werden bei 18,6%. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil bei der Arbeit im Büro mit 37,4% deutlich höher.

Allerdings wird im HO von einer deutlich höheren Isolation berichtet als im Büro. Immerhin 32,9% der Befragten geben an, sich im Homeoffice isoliert zu fühlen, wenn sie im Büro arbeiten jedoch nur 15,2%. Sogar 55,2% der Befragten berichten, im HO den direkten Kontakt mit Kollegen/innen zu vermissen. Wenn sie im Büro arbeiten, sind es lediglich 29,3%. Hier macht sich zudem die Homeoffice-Intensität bemerkbar. Bei einem hohen HO-Anteil vermissen 54,7% der Befragten den direkten Kontakt zu Kollegen/innen. Bei geringer Intensität sind es hingegen „nur“ 48,1%.

Auch die Arbeitsplatzbedingungen (Ergonomie, ausreichend Platz) werden im HO schlechter beurteilt. Im Büro liegt der Anteil positiver Bewertungen der Arbeitsplatzbedingungen bei 71%, während es im HO nur 47,1% sind. Allerdings fällt die Einschätzung der Arbeitsplatzbedingungen im HO mit 53,4% positiver aus, wenn die Befragten freiwillig im HO arbeiten, als wenn sie eher unfreiwillig im HO arbeiten (39,5%). Zudem geht eine höhere Homeoffice-Intensität mit einer besseren Ausstattung des Arbeitsplatzes zu Hause einher. Wenn überwiegend oder ausschließlich im HO gearbeitet wird, liegt der Anteil positiver Bewertungen des Arbeitsplatzes mit 53% höher, als wenn wenig im HO gearbeitet wird (41,5%).

Im HO wird außerdem etwas häufiger von technischen Problemen (z.B. Probleme mit der Internetverbindung) berichtet. Wenn im HO gearbeitet wird, liegt der Anteil der Beschäftigten, die durch Probleme mit Internetverbindung beeinträchtigt werden, bei 15,6%. Bei der Arbeit im Büro liegt der Anteil mit 11,5% etwas niedriger.

Im Homeoffice wird zudem die Kommunikation etwas komplizierter und umständlicher wahrgenommen als im Büro. Wenn im HO gearbeitet wird, liegt der Anteil der Beschäftigten, die durch komplizierte und umständliche Kommunikation beeinträchtigt werden, bei 20,4%. Bei der Arbeit im Büro liegt der Anteil mit 13,1% deutlich niedriger.

2.3. Häufige Webkonferenzen als Belastungsfaktor und Zoom Fatigue

Die Arbeit im HO ist oft mit häufigen Webkonferenzen verbunden, die als belastend erlebt werden. Immerhin 17% der Befragten im HO geben an, die meiste Zeit des Tages in Videokonferenzen zu verbringen, 16 % berichten zwischen den einzelnen Videokonferenzen keine Pause zu haben und 23% arbeiten parallel noch an anderen Aufgaben. Bei Befragten ohne HO sind die Anteile mit 4% (Häufigkeit), 6% (keine Pausen) bzw. 12% (paralleles Arbeiten) deutlich niedriger.

Gerade häufige Webkonferenzen erhöhen das Risiko von Zoom Fatigue. Von denjenigen, die die meiste Zeit des Tages in Videokonferenzen verbringen, berichten 44,7%, dass ihre Augen überanstrengt (z.B. müde, trocken, gereizt) sind (visual fatigue) und 42,1%, dass sie am „liebsten alleine sein und nur noch ihre Ruhe haben wollen“ (social fatigue). Im Vergleich liegen die Anteile derjenigen, die nie oder kaum Zeit in Webkonferenzen bei ca. 21% bzw. 20,5%.

Aber auch eng getaktete Webkonferenzen erhöhen das Risiko von Zoom Fatigue. Von denjenigen, die fast nie Pausen zwischen den Videokonferenzen haben, berichten 42,6%, dass ihre Augen überanstrengt (z.B. müde, trocken, gereizt) sind (visual fatigue) und 46,3%, dass sie am „liebsten alleine sein und nur noch ihre Ruhe haben wollen“ (social fatigue). Im Vergleich liegen die Anteile derjenigen mit ausreichenden Pausen zwischen Webkonferenzen bei ca. 19,5% bzw. 19,6%.

Befragte im HO, die stärker mit Videokonferenzen belastet sind, erleben mehr Stress (r = .27) und Beschwerden (r = .24) und weniger AZ (r = -.15). Für Befragte ohne HO zeigen sich ebenfalls Zusammenhänge zu Stress (r = .23) und Beschwerden (r = .16).

Referenz

Krick, A., Felfe, J., Neidlinger, S.M., Klebe, L., Tautz, D., Schübbe, K., Frontzkowski, Y., Gubernator, P., Hauff, S., & Renner, K.-H. (2022). Auswirkungen von Homeoffice: Ergebnisse einer bundesweiten Studie mit Führungskräften und Mitarbeitenden. https://www.hsu-hh.de/psyaow/newsblog-aus-unserem-dtec-projekt-digital-leadership-and-health/

HSU

Letzte Änderung: 3. Mai 2023