Nachhaltige Produktentwicklung

In dem vergangenen Jahrhundert hat der Mensch, angetrieben durch den wirtschaftlichen Fortschritt und dem damit verbundenen Konsum, für immer mehr Zerstörung von ökologischen Lebensräumen gesorgt und damit eine Bedrohung für seine eigene Lebensgrundlage geschaffen. Parallel dazu ist sowohl die soziale Ungerechtigkeit als auch die Ungleichverteilung von Wohlstand und Gütern gestiegen. Um ein nachhaltiges Wirtschaften möglich zu machen, einigten sich 2015 die Vereinten Nationen auf 17 Ziele – die Sustainable Development Goals (SDGs). Sie erweitern das wirtschaftliche Denken um grundlegende ökologische und soziale Grenzen.

Aus den Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales ergeben sich Nachhaltigkeitsanforderungen, welche sich auf die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Produkten und Dienstleistungen auswirken. Dabei ist die Wechselwirkung zwischen dem zu entwickelnden Produkt und den Wirkbereichen von Nachhaltigkeit nicht ohne weiteres möglich, da Mehrdeutigkeiten und Zielkonflikte bestehen. Die Ableitung von Nachhaltigkeitsanforderungen, die Entwicklung des Produktkontext sowie die frühzeitige Analyse der Wechselwirkungen des Produktes mit dem Umfeld bilden wichtige Handlungsbereiche.

Wir am MRP haben es uns zur Aufgabe gemacht, mehr Themen zur Nachhaltigkeit in der Lehre anzubieten und daran zu forschen, welche Potenziale die Produktentwicklung birgt. So können wir die SDGs und ihre Erreichung unterstützen. Gerade im Bereich der Produktentwicklung bildet sich ein breites Spektrum an Forschungsthemen ab, die zur nachhaltigen Entwicklung beitragen könnten. Hier spielen die frühen Phasen der Produktentwicklung eine tragende Rolle. Schon hier müssen gezielt Informationen zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten, über den gesamten Lebenszyklus und darüber hinaus bereitgestellt werden (z. B. „cradle to cradle“).

Das Zusammenspiel aus Produktentwicklung, Produktion und Beschaffung birgt weitere Potenziale. Unter anderem forschen wir an Prozessen, Methoden und Tools, die bei der nachhaltigen Entwicklung unterstützen und Nachhaltigkeit vergleichbarer machen sollen. So zum Beispiel an der Wertbeimessung von Bauraum innerhalb eines Kraftfahrzeuges oder der Entwicklung einer Methodik zur frühzeitigen automatisierten Auswahl eines kosten- und funktionsoptimalen Lösungskonzeptes. Wir verfolgen ordnungspolitische Ansätze, die sich mit den gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von Produkten und Geschäftsmodellen befassen. Gerade neuartige Geschäftsmodelle bilden Potenziale für eine nachhaltige Entwicklung.

In jüngster Zeit wurden ordnungspolitische Maßnahmen weiter angepasst, wie z.B. das Klimaschutz- oder Lieferkettengesetz. Daraus resultieren weitreichende Veränderungen für Unternehmen, die neue Chancen und Risiken mit sich bringen. Wir wollen unseren Partnerunternehmen bei den sich verändernden Rahmenbedingungen Lösungen bieten, die auf allen Ebenen der Nachhaltigkeit dabei unterstützen, erfolgreicher zu sein. Der Forschungsbereich nachhaltige Produktentwicklung am MRP ist weiterhin im Aufbau. Wir wollen unsere Aktivitäten auf diesem Feld forcieren und so einen positiven Beitrag für eine Zukunft auf einem gesunden Planeten mit sozialer Gerechtigkeit und steigendem Wohlstand leisten ohne Abstriche im Wohlstand hinnehmen zu müssen. Wir freuen uns über regen Austausch und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Forschungsthemen:

  • Systematische Ableitung von Nachhaltigkeitsanforderungen für die Produktsystementwicklung unter ganzheitlicher Betrachtung der Wirkbereiche
  • Kontextbasierte Lokalisierung von Nachhaltigkeitsanforderungen bei der modellbasierten Entwicklung komplexer technischer Systeme
  • Update-Factory für ein industrielles Produkt-Update – Ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft
  • Digitalisierung TCO für TOP-Fügetechnologien im Karosseriebau
  • Herausforderungen bei der Integration einer frühzeitigen, energiesensitiven Produktentwicklung in den automobilen Karosseriebau
  • Erweiterung des Planungsprozesses im Karosserierohbau – Energieaspekte zur Auslegung der technischen Gebäudeausrüstung
  • Aktuell:

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    Kontakt:

    Wilke Willems

    Ausgewählte Quellen:

  • Willems, W.; Demke, N.; Mantwill, F., 2022 Nachhaltigkeit in der frühen Phase der Produktentwicklung. In: Springer, Nachhaltige Industrie, Ausgabe 4/2022.
  • Willems, W.; Demke, N.; Mantwill, F., 2022. Meta-Review zur nachhaltigen Produktbeeinflussung in der frühen Phase des Produktentstehungsprozesses. Researchgate, Res10.13140/RG.2.2.15820.69762.
  • WiGeP & WGP, 2021. Update-Factory für ein industrielles Produktupdate – ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.
  • Pape, D. 2020. Herausforderungen bei der Integration einer frühzeitigen, energiesensitiven Produktentwicklung in den automobilen Karosseriebau. Dissertation Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
  • Müller, A.; Demke, N.; Mantwill, F.; Choudry, S. A, 2018. Lebenszykluskostenbewertungen zur frühzeitigen Produktbeeinflussung im Produktentstehungsprozess, ZWF Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb: Vol. 113 (2018), No. 4, pp. 246-250.
  • Schacht, M., 2014: Erweiterung des Planungsprozesses im Karosserierohbau – Energieaspekte zur Auslegung der technischen Gebäudeausrüstung. Dissertation Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
  • Pape, D.; Mantwill, F., 2012. Frühzeitige energetische Produktbeeinflussung durch Nutzung von Kausalverkettungen im Automobilbau, EniPROD, Chemnitz.
  • Mantwill, F., 2010. Energiesparen als Chance für neue Produkte und Prozesse. Engineering-Gipfel, 27.-29.6.2010, Heiligendamm.
  • HSU

    Letzte Änderung: 21. Januar 2023