Digitales Typenschild

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Ausgangssituation: Seit dem 29. Dezember 2009 ist es für Betriebsmittel in der Europäischen Union, die unter die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG fallen, verpflichtend, auf ihnen eine eindeutige und vollständige Kennzeichnung (auch Typenschild genannt) mit identifizierenden, beschreibenden und klassifizierenden Daten anzubringen. Entsprechend der Maschinenrichtlinie muss die Anbringung des Typenschildes erkennbar, deutlich lesbar und dauerhaft sein und die Mindestangaben Hersteller (Firmenname, Anschrift, gegebenenfalls Bevollmächtigung), Maschinenbezeichnung, CE-Kennzeichnung, Baureihe- oder Typbezeichnung, gegebenenfalls die Seriennummer und das Baujahr enthalten. Reicht der Platz auf dem Betriebsmittel nicht aus, so können diese Angaben auch auf der Verpackung oder in den mitgelieferten Dokumenten angegeben werden. Die Menge an Pflichtangaben für die Zulassung von Betriebsmitteln global tätiger Hersteller hat mittlerweile jedoch einen Umfang angenommen, der für die Typenschilder, insbesondere kleinerer Produkte, eine große Herausforderung darstellt. Mit der DIN 66277 wurde erstmals eine Lösung in Form eines elektronischen Typenschildes vorgestellt. Ein elektronisches Typenschild ist mit einem RFID-Transponder versehen und bietet, abhängig von der Speichergröße des Transponders, mehr Platz für die Beschreibung des Betriebsmittels, als ein konventionelles Typenschild. Trotz dieses Zuwachses an codierter Datenmenge ist ein elektronisches Typenschild vor dem Hintergrund der voranschreitenden Digitalisierung für zukünftige, auf Digitalisierung basierende Services nur von eingeschränktem Nutzen. Insbesondere im Bereich der Internet-basierten Dienste sind die unzureichenden Kommunikationsmöglichkeiten eines elektronischen Typenschildes von großem Nachteil. Heutige Produkte, Prozesse und Dienstleistungen werden zunehmend digital abgebildet, kombiniert und dem einzelnen Nutzer individuell und nach Bedarf zur Verfügung gestellt.

Ziel: Im Rahmen des Projektes Digitales Typenschild wurde mit Hilfe der Industrie 4.0-Verwaltungsschale eine digitale Umsetzung des Typenschildes konzipiert, um den heutigen und zukünftigen Anforderungen an die Betriebsmittelkennzeichnung gerecht zu werden. Relevante Informationen zum Betriebsmittel, wie Typenschilddaten, Handbücher, Zertifikate sowie Serviceinformationen, sollen in digitaler Form, in vollem Umfang, in jeder Sprache, zu jeder Zeit, internetbasiert zur Verfügung gestellt werden, wodurch die Servicequalität erhöht wird und zugleich die Kosten auf Herstellerseite gesenkt werden. Zudem bildet das digitale Typenschild die Grundlage für weitere Anwendungen der Verwaltungsschale und eröffnet somit Möglichkeiten von datengetriebenen Geschäftsmodellen wie z.B. Plug & Produce, Predictive Data Analysis.

Das Digitale Typenschild ist ein Projekt des ZVEI (Zentralverband Elektrotechnikund Elektroindustrie) und der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Eine Demo mit einigen beispielhaft erstellten Verwaltungsschalen für ausgewählte Geräte beteiligter Partner wurde erstmalig auf der SPS 2019 präsentiert und kann hier eingesehen werden. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter folgenden Links:

Die Ausarbeitung standardisierter Teilmodelle zur Verbesserung der Interoperabilität beim Austausch von Typenschildinformationen verschiedener Hersteller erfolgt über die Gremien ZVEI-SG „Modelle & Standards“ sowie der AG1 „Referenzarchitektur, Normung & Standards“ der Plattform Industrie 4.0. Bislang sind folgende Spezifikationen veröffentlicht worden:

Kooperationspartner aus der Industrie: ABB, DKE, Festo, Lenze, Pepperl+Fuchs, Phoenix Contact, Bosch Rexroth, Schneider Electric, Siemens

Bearbeitet durch: M.Sc., MBA Alaettin Dogan & M.Sc. Yuanheng Zhang

Wissenschaftlicher Beitrag: Dogan, Alaettin, Yuanheng Zhang, and Alexander Fay. „Das vereinheitlichte digitale Typenschild: Anforderungen und Konzeption des Informationsmodells.“ atp magazin 61.11-12 (2019): 92-101.

HSU

Letzte Änderung: 10. Mai 2021