Der Wandel liberaler Demokratie im Zeitalter der Digitalität

Das Internet und der digitale Wandel stellen die Gesellschaft in immer größerem Umfang vor Herausforderungen. Für die Politikwissenschaft eröffnet sich damit ein zunehmend relevanteres Forschungsfeld an der Schnittstelle des analogen und digitalen Wandels.

Nachdem das Internet als Kommunikationsplattform in den letzten Dekaden zumeist pauschal entweder als Medium einer neuen und basisdemokratischen Wende gefeiert oder als „Teufelswerk“ des Populismus verdammt wurde, wird im Forschungsprojekt „Der Wandel liberaler Demokratie im Zeitalter der Digitalität“ ein differenzierterer Blick auf den Themenkomplex geworfen. Besondere Aufmerksamkeit gilt der interdisziplinären und vernetzten Betrachtung der Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung für die Demokratie ergeben. Die Demokratie und deren Analyse wird dabei einerseits von der methodischen als auch andererseits von der theoretischen Seite herausgefordert.

Aus methodischer Sicht kann in Anbetracht der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche auf die gestiegenen Herausforderungen adäquat nur noch durch die Anwendung digitaler sozialwissenschaftlicher Analysemethoden reagiert werden. Die durch Big Data systemimmanente Komplexitätssteigerung bedarf einer digitalen Methode, wie dem Text Mining, um dieser Komplexitätssteigerung zu begegnen. Neben digitalen Methoden bildet Digitalisierung den inhaltlichen Schwerpunkt des Projekts. Deshalb ist Digitalität sowohl methodischen als auch auf der Inhaltlichen Ebene verortet. In Anschluss an u.a. kulturwissenschaftliche Debatten um den Begriff der „Digitalität“, geht es um eine integrative Perspektive, die Digitalisierung als breitgefächerten gesellschaftlichen Prozess versteht. Im Rahmen eines solchen Prozesses sind Veränderungen nicht nur für Teilbereiche der Demokratie, sondern auch für die demokratietheoretischen Grundlagen zu erwarten. Denn die Demokratietheorie gerät in Erklärungsnot, wenn ihre Grundannahmen dem Gegenstandsbereich der digital transformierten Demokratie nicht mehr ausreichend entsprechen.

Um dies zu zeigen, muss eine gleichzeitige Annäherung sowohl von empirischer als auch von theoretischer Seite erfolgen. Im Projekt wird dies u.a. für den Teilbereich „politische Öffentlichkeit“ geleistet, indem die Fragmentierungstendenzen in Online-Foren aus theoretischer und empirischer Perspektive untersucht werden.

Projektmitarbeiter/in: Sebastian Dumm, Karoline Helbig, Alexander Weiß


Publikationen

Politikwissenschaft und Big Data. Eine epistemologische Reflexion über Herausforderungen, Chancen und Risiken, in: Joachim Behnke, Kai-Uwe Schnapp, Claudius Wagemann, Andreas Blätte (Hrsg.): Big Data: Große Möglichkeiten oder große Probleme? Wiesbaden: Springer, 2017, (Gary S. Schaal/Sebastian Dumm/Kelly Lancaster)

Die Herausforderungen der Digitalität für demokratische Staatlichkeit, in: Stefanie Hammer et al. (Hrsg.) 2017: Staat, Internet und digitale Gouvernementalität, Wiebaden: Springer, 2017, (Gary S. Schaal/Kelly Lancaster/Björn Ewert/Alexander Stulpe)

Der aktuelle Diskurs über die Krise der Demokratie. Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft, 10/3-4, 371-390, 2016 (Gary S. Schaal)

Die Theorie der e-democracy. In: Lembcke, Oliver/Ritzi, Claudia/Schaal, Gary S. (Hrsg.) Demokratietheorie. Band 2: Normative Demokratietheorien, Wiesbaden: Springer, 2016 (Gary S. Schaal).


Tagungspapiere

Democratic Theory and the Digital Challenge, vorgestellt bei den MANCEPT Workshops 2017 (Alexander Weiß)

Algorithms and Deliberative Democracy: The Algorithmic Influence on Knowledge Structures and Deliberation and the Implications for Deliberative Democratic Theory, vorgestellt bei den MANCEPT Workshops 2017 (Karoline Helbig)

Measuring Democracy in the Age of Digitalization. Theoretical Issues, Methodological Concerns, and Exemplary Solutions, 2017, available online: https://ecpr.eu/Events/PaperDetails.aspx?PaperID=37051&EventID=96) (Gary S. Schaal/Karoline Helbig/Dannica Fleuß).

HSU

Letzte Änderung: 18. Dezember 2017