Verena Concha Vega, M.A. [email protected]
Dissertation
Der Völkerbund war der erste Versuch, eine globale Friedensordnung auf Grundlage völkerrechtlicher Prinzipien zu etablieren. Während die Rolle westlicher Akteure in diesem Prozess bereits vielfach untersucht wurde und auch die Organisation selbst eine Neubewertung erfährt, blieb die Beteiligung von Akteuren des globalen Südens bislang weitestgehend unbeachtet.
Daher liegt der der Fokus des Forschungsprojektes auf dem Beitrag lateinamerikanischer Rechtsexperten für die Herausbildung völkerrechtlicher Normen an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert. Es fragt nach der Bedeutung divergierender Ordnungsvorstellungen und Konzepte im Rahmen globaler Aushandlungsprozesse und untersucht, inwiefern diese Ideen Einzug in die Strukturen des Völkerbundes fanden und so die internationale Ordnung nach dem Ersten Weltkrieg (mit)prägten.
Die Arbeit verdeutlicht, dass die Idee einer auf internationaler Kooperation beruhenden Friedensordnung auch für nicht-westliche Staaten von zentraler Bedeutung war. Woodrow Wilsons Vorstellung der friedlichen Koexistenz kleiner und großer Staaten auf Grundlage politischer Souveränität und territorialer Integrität bot lateinamerikanischen Staaten angesichts herrschender Grenzkonflikte und US-amerikanischer Hegemonialbestrebungen die Möglichkeit, sich innerhalb des Neuordnungsprozesses zu positionieren und eigene Interessen einzufordern. So sind die einschlägigen Debatten Ausdruck spezifischer regionaler Interessen, nahmen jedoch auch Einfluss auf die Ausgestaltung des internationalen Rechtssystems. Daher schließt die Einbeziehung jener marginalisierten Akteure nicht nur bestehende Desiderate, sondern trägt auch zum Verständnis der globalen Dimension des Entstehens einer neuen internationalen Ordnung bei.
Letzte Änderung: 2. Dezember 2025