Kanadische Garnisonen in der Bundesrepublik Deutschland 1953-1994

Werner Schönleber, M.A. ([email protected])

Dissertation

Im Rahmen der NATO-Verteidigungsstrategie der frühen 1950er-Jahre verpflichtete sich Kanada, Truppen für eine integrierte Bündnisarmee nach Europa zu entsenden. Für die Luftverteidigung wurden 1953 Einheiten der Royal Canadian Air Force (RCAF) auf dem französischen Stützpunkt Söllingen (heute Gemeinde Rheinmünster bei Baden-Baden) stationiert. 1967 zogen RCAF-Einheiten in die Kleinstadt Lahr. Damit entstand ein etwa 60 km weites Einzugsgebiet entlang des Oberrheines mit kanadischen Soldaten und deren nachgereisten Familien. 1970 wurde die kanadische Infanteriebrigade von Nordrhein-Westfalen nach Lahr verlegt, während die fliegenden Verbände in Söllingen konzentriert wurden. 1993 schlossen die Standorte, die letzten aktiven kanadischen Soldaten verließen Südbaden ein Jahr später.

Allein nach Lahr kamen in den 27 Jahren schätzungsweise mehr als 100.000 Kanadier. Dennoch haben sich die Regionalforschung und die deutsche Militärgeschichte bislang nur wenig für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Folgen an diesen Standorten interessiert. Das Projekt untersucht analog zur Erforschung anderer NATO-Standorte in der Bundesrepublik wesentliche Felder des Zusammenlebens zwischen der kanadischen Community und der lokalen Zivilbevölkerung. Im Vordergrund steht die Frage, wie lokalgesellschaftliche Akteure die kanadische Militärpräsenz erfahren haben, welche Austauschprozesse zu beobachten sind und wie Konflikte zwischen beiden Seiten ausgehandelt wurden.

HSU

Letzte Änderung: 14. Mai 2021