Abstracts der Master-Arbeiten 2018

Fabian Dudel: Besonderheiten bei der Bewertung kleiner und mittelständischer Unternehmen vor dem Hintergrund des sich aus der neuen Rechtslage ergebenden Insolvenzrisikos

Mit der Erbschaftssteuerreform 2008/2009 haben für die Bewertung von Unternehmen nicht zu verachtende Neuerungen ergeben. Diese umfassen unter anderem die Anwendung der so genannten Zukunftserfolgswert-Verfahren. Diese Verfahren sind auf die Bewertung großer Kapitalgesellschaften und deren Eigenschaften ausgelegt. Das sind zum einen das Ertragswertverfahren und zum anderen die Cashflow-Methode. Diesen Verfahren liegen die Annahmen des Capital Asset Pricing Models zu Grunde. Das hat besonders drastische Auswirkungen auf die Ermittlung des Risikofaktors, auch Betafaktor genannt, und somit auf den Diskontierungsfaktor. Aufgrund der spezifischen Eigenschaften von KMUs besteht hier großes Konfliktpotenzial. Der Arbeit liegt die Hypothese zugrunde, dass ausscheidende Gesellschafter durch die neue Gesetzgebung erhebliche Vorteile aus den neuen ZEW-Verfahren ziehen können, welche die Gesellschaft sogar bis in die Insolvenz treiben können. Es wird die Frage geklärt, ob und inwiefern eine Bewertung unter den Prämissen des Capital Asset Pricing Models im Falle eines dominierten Bewertungsanlasses eine Gesellschaft nachteilig behandelt. Hierzu wurde neben einer fundierten Dokumentenanalyse mit einem Unternehmen zusammen gearbeitet, welches zum jetzigen Zeitpunkt genau diesen Konflikt vor sich hat. Die Arbeit hat ergeben, dass der Wert in dem angeführten Beispiel nach ZEW-Verfahren zwar nachvollziehbar ist, ein solcher Wert bei einem Verkauf des Unternehmens aber höchstwahrscheinlich nicht zu erzielen sei. Die unternehmensspezifischen Risiken der KMUs werden durch die ZEW-Verfahren nicht ausreichend abgebildet und so sind KMUs häufig überbewertet.

Kevin Eisermann: Controlling 4.0

Industrie 4.0 und Digitalisierung sind Begriffe, welche in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben. Die Digitalisierung hat Einfluss auf das Leben der Gesellschaft und der Wirtschaft. Ziel der vorliegenden Masterarbeit ist es herauszufinden, welche Herausforderungen sich für das Controlling und dem Controller durch Industrie 4.0 ergeben. Es zeigt sich, dass die Digitalisierung unterschiedlichen Einfluss auf die Aufgaben des Controllers nimmt und es zwangsläufig Veränderungen geben wird. Damit der Controller aber weiterhin seine bedeutsame Rolle im Unternehmen innehält, ist die Auseinandersetzung mit Industrie 4.0 für ihn elementar. Infolgedessen muss er sein Kompetenzprofil weiter ausbauen, um nicht in der Rolle der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Simon Funke: Risiko- und Krisenmanagement durch Naturkatastrophen gefährdeter Standorte

Naturkatastrophen zählen aufgrund ihrer Unvorhersehbarkeit und Unberechenbarkeit zu den existenzbedrohendsten Gefahren für Unternehmen. Besonders schwer sind die Folgen für betroffene Produktionsstandorte aufgrund ihrer geografischen Abhängigkeit von der Region. Die Abwehr von fortbestandsgefährdenden Gefahren zählt zu den Aufgaben des Risikomanagements und zählt mitunter in die wissenschaftliche Kategorie der Resilienzforschung. Es wird untersucht, inwiefern ein umfassendes Risikomanagement dazu beitragen kann die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen gegenüber Naturkatastrophen zu erhöhen. Zu Untersuchungszwecken wurde eine These aufgestellt, dass nur mithilfe des Risikomanagements Organisationen nicht hinreichend gegen Naturkatastrophen abgesichert sind, und dem eine Antithese, dass Organisationen widerstandsfähig gegenüber Naturkatastrophen sind, gegenübergestellt.

Die Synthese aus diesen Untersuchungen zeigt, dass Risikomanagement in seiner aktuellen Konzeption nur geringfügig dazu beiträgt, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Naturkatastrophen zu erhöhen. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass das Risikomanagement Verzerrungen unterliegt und nicht derart umfassend gestaltet ist, als dass es die Gefahren von Naturkatastrophen abdecken soll und kann. Jedoch konnte im Notfallmanagement eine alternative Gefahrenabwehr identifiziert werden, die speziell für Katastrophensituationen konzipiert wurde und Übereinstimmungen zur gegenwärtigen Resilienzforschung aufweist. Die überschneidenden Aufgaben und Kompetenzen des Risiko- und Notfallmanagements sowie der Steuerungsaufwand, der durch eine Trennung der beiden Ansätze entsteht, könnten einen relevanten Ansatz darstellen, die beiden Managementprozesse zu verschmelzen.

Florian Herms: Public Accountability und Risikomanagement in der Wasserwirtschaft

Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit der Rolle des Risikomanagements auf die Public Accountability der EGLV. Es wird dabei der Einfluss der Hochwasserrisikomanagement Richtlinie der EU auf die öffentliche Leistungserbringung untersucht. Nach einer Beleuchtung von theoretischen Grundlagen mittels einer Literaturanalyse, werden rechtlichen Grundlagen der Hochwasserrisikomanagement Richtlinie untersucht. Im Bezug auf die EGLV wird dann die Umsetzung genauer betrachtet. Das Ergebnis zeigt einige Defizite und zeigt eine Verantwortungsverschiebung durch die Risiko-basierte Regulierung. Zusätzlich fehlt es an einem Risikomanagement von Hochwassern die durch Starkregen verursacht werden. Es können somit nur Schlussfolgerungen für den Fall von Flusshochwasserrisiken getroffen werden. Das Risikomanagement von Hochwasser führt dabei zu komplexen Public Accountability Beziehungen der EGLV, welche sich jedoch nicht spürbar negativ auswirken.

Max Imbery: Das Risikomanagement in Offshore-Windenergieprojekten

Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Einfluss des Risikomanagements auf Offshore-Windenergieprojekte im Planungsprozess. Dabei soll untersucht werden, welche Rolle hier die beteiligten Professionen spielen. Hierzu wird Andrew Abbotts Theorie des System of Professions herangezogen, um die inter- und intraprofessionellen Dynamiken im Projektrisikomanagement zu beleuchten. Mit Hilfe der empirischen Untersuchung, beruhend auf qualitativen Interviews mit Branchenexperten und der Auswertung der aktuellen Forschungsdiskussion, wird so das Verhältnis des Offshore Systems of Professions und des Projektrisikomanagements analysiert. Dabei hängt dessen Einfluss auf den Projekterfolg von der Akzeptanz des Risikomanagements und der Schaffung konstruktiver Beziehungen zwischen den Professionen ab.

Marcel Mettel: Business Wargaming

Das Business Wargaming kann auf eine lange Tradition zurückblicken, da das Militär bereits seit einigen Jahrhunderten Wargames zur Ausbildung von Soldaten verwendet. Im Business Wargaming fällt die militärische Betrachtungsweise weg und es wird ausschließlich der sogenannte „Krieg“ zwischen den Konkurrenten auf dem Markt betrachtet. Aufgrund der zahlreichen Facetten des Business Wargaming und der damit verbundenen Simulation der Zukunft, bietet sich im Rahmen des Controllings 4.0 eine Betrachtung an, ob das Business Wargaming in das Controlling eingebettet werden kann. Diese Thematik wurde anhand folgender Forschungsfrage und Thesen bearbeitet. Inwiefern kann Business Wargaming als Instrument des strategischen Controllings eingesetzt werden? Zum Zweck dieser Untersuchung werden zwei Thesen formuliert, einerseits, dass das Business Wargaming ein Controlling-Instrument abbildet, andererseits dass dieses im Rahmen des strategischen Controllings eingesetzt werden kann. Unter der Betrachtung der verwendeten Begriffe konnte festgestellt werden, dass das Business Wargaming ein Controlling-Instrument darstellt, sowie im Bereich des strategischen Controllings eingesetzt werden kann. Im Rahmen der Simulation entsteht dabei keine eindeutige Lösung sondern vielmehr ein Lösungsportfolio, welches mögliche zukünftige Ereignisse abbildet.

Maleen Peters: Operationelle Risiken im Bankenwesen: Der Fall Barings Bank

Die vorliegende Arbeit mit dem Titel “ Möglichkeiten und Grenzen der Bankenregulierung im Rahmen von Basel II in Bezug auf das operationelle Risiko: Eine Analyse am Praxisbeispiel der Barings Bank“ beschäftigt sich mit der Thematik, inwieweit operationelle Risiken durch die neuen Regularien gemäß Basel II in Zukunft verhindert werden können. Dabei wird auf den spezifischen Fall der Barings Bank eingegangen, eine der ältesten Geschäftsbanken Großbritanniens, die aufgrund interner betrügerischer Handlungen eines Mitarbeiters im Jahr 1995 liquidiert wurde. Der Sachverhalt der operationellen Risiken existiert seitdem es die Menschheit gibt und stellt bereits seit Mitte des 14. Jahrhunderts die Haupteinnahmequelle von Versicherungen dar. Begrifflich definiert wurden das operationelle Risiko jedoch erstmals in den 1970er Jahren durch die US Navy. In der Betriebswirtschaftslehre und insbesondere im Bankensektor wurde es elementar durch Nicholas Leeson und den Fall der Barings Bank geprägt. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht veröffentlichte als Folge auf den Finanzskandal ein neuartiges Basel-II-Framework, in dem erstmals die operationellen Risiken als eigenständige Risikokategorie auftauchten. Die Arbeit analysiert die Richtlinien im Bezug auf das operationelle Risiko anhand der Barings Bank und prüft, ob durch diese neu entstandenen Handlungsempfehlungen Finanzskandale, die aus internen betrügerischen Handlungen entstehen, in Zukunft verhindert werden können. Es wird im Rahmen dieser Prüfung ein weiterer Finanzskandal hinzugezogen, der sich im Jahr 2008 ereignete, als die Basel II Regularien bereits ihre Gültigkeit besaßen.

Lars Schophoven:  Methoden zur Messung von Unternehmensreputation und Möglichkeiten negatives Abweichen von gewünschter Reputation zu korrigieren

Die Masterarbeit setzt sich mit dem Reputationsmanagement auseinander. Genauer geht es um die Frage, wie die Reputation von Unternehmen gemessen werden kann und diese Messungen verarbeitet werden können. Die Forschungsfrage lautet: „Mithilfe welcher Methoden kann die Reputation eines Unternehmens gemessen werden und mit welchen Methoden wird versucht, negative Abweichungen von der gewünschten Reputation zu korrigieren?“ Aus der Forschungsfrage kann geschlossen werden, dass Möglichkeiten der Messung von Reputation und so genannte Veränderungsprozesse, also Methoden zur Korrektur von negativen Abweichungen von gewünschter Reputation, im Vordergrund stehen. Hierzu wurden jeweils zwei unterschiedliche Ansätze zur Messung von Reputation und auch zwei Veränderungsprozesse genauer untersucht und miteinander verglichen. Bei den Messmodellen wurde darauf geachtet, dass eine gewisse Vergleichbarkeit besteht, indem lediglich wissenschaftliche Methoden untersucht wurden. Der wesentliche Punkt, in welchem sich die beiden Methoden zur Reputationsmessung unterscheiden, sind die affektiven Komponenten, welche unterschiedlich stark ausgeprägt Anwendung finden. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählt, dass das Reputationsrisiko das reinste vom Menschen geschaffene Risiko eines Unternehmens darstellt und es ungemein schwierig ist, sich gänzlich gegen Reputationsrisiken zu schützen. Gleichwohl ist gute Reputation eines Unternehmens, vor allem in der heutigen Zeit, einer der wichtigsten Attribute, welche Grundvoraussetzung für erfolgreiches unternehmerisches Handeln darstellt.

Felix Wellensiek: Reputation durch Kooperation – Chancen und Risiken der Zusammenarbeit von Unternehmen mit Frugal Innovators in Entwicklungsländern vor dem Hintergrund institutionenökonomischer Theorien

Die Anwesenheit multinationaler Unternehmen in Entwicklungsländern wird von der Öffentlichkeit in zunehmendem Maße kritisch betrachtet. Diese gesellschaftliche Entwicklung ist ausschlaggebend dafür, dass sich die betriebswirtschaftliche Theorie und Praxis mit dem Begriff der Reputation als Asset in zunehmender Weise befassen muss. Ziel der Arbeit war es ein Konzept zu entwickeln, in dem wirtschaftliche Interessen, aber auch eine nachhaltige Entwicklungen realisiert werden können. Vor dem Hintergrund institutionenökonomischer Theorien wurde die Zusammenarbeit zwischen einem Unternehmen und einem Frugal Innovator in Entwicklungsregionen erdacht und im Hinblick auf mögliche Chancen und Risiken analysiert. Frugal Innovators sind im Allgemeinen Unternehmen, die sich auf Entwicklungsmärkte an der sogenannten „Bottom of the Pyramid“ spezialisiert haben und durch ihre Produkte den dortigen Menschen einen besseren Lebensstandard ermöglichen sollen. Interessante Erkenntnisse ließen sich im Besonderen hinsichtlich der Prinzipal-Agent-Theorie gewinnen. Obwohl beide Akteure unterschiedliche Ziele verfolgen, kann eine Kooperation für beide vorteilhaft sein, allerdings bietet diese Konstellation auch Konfliktpotential.

HSU

Letzte Änderung: 26. Januar 2021