Professur

(Menschen im Mittelalter, Kollage von Bildern aus Verona, Lüneburg, Lübeck, Graz;
Aufnahme: Professor Dr. Stephan Selzer)

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Wenn in der Sprache des Alltags unhaltbare Zustände jeglicher Art bezeichnet werden sollen, wird häufig die Chiffre von den „mittelalterlichen Zuständen“ bemüht. Dieser Begriff besitzt eine Geschichte, die in der Zeit der Aufklärung beginnt. Seitdem dient die Epoche des Mittelalters als dunkler Hintergrund, vor dem sich die Zustände und Errungenschaften der Moderne umso heller abheben. Doch gerade in den letzten Jahren hat sich dieses dunkle Mittelalterbild auch mit helleren Farben gemischt. Besitzt das Mittelalter doch offenbar für eine noch immer wachsende Festkultur die Faszination des Phantastischen und den Reiz einer derb-prallen Lebensfreude.

Durchaus aber hat dieses „entzweite Mittelalterbild“ (O.G. Oexle) mit dem Charakter der Epoche zu tun. Das Mittelalter ist die Vorgeschichte unserer Gegenwart, zu der sie hinführt und die sie erklärt. Und natürlich ist das Mittelalter auch ganz konkret in unserer eigenen Lebenswelt präsent – in Institutionen, Festen und Namen von Städten, Straßen und Menschen, aber natürlich auch in materiellen Überresten. Doch ist es gerade auch die Andersartigkeit der mittelalterlichen Welt, die von der Forschung in den letzten Jahrzehnten deutlicher herausgestellt worden ist. Denn die Spielregeln in Politik und sozialem Handeln waren im Mittelalter zuweilen ganz anders als diejenigen, die wir aus der europäischen Moderne kennen. Und weil es auch diese immer neu wahrzunehmen gilt, sind auch die Bilder vom Mittelalter stetem Wandel ausgesetzt, deren je eigene Entschlüsselung wichtige Einsichten über die Zeit ihrer Entstehung vermittelt.

Ganz anders sind in diesem Teilfach aber auch die Quellen und ihre Überlieferung. Was auf manchen Studierenden zunächst abschreckend wirken mag, macht aber gerade die besondere Erkenntnischance des Teilfaches aus. Denn wer sich auf Veranstaltungen zur mittelalterlichen Geschichte einlässt, wird sowohl ein methodisches Handwerkszeug erlernen, das auch beim Studium anderer Epochen und Kulturen nützlich sein wird, als auch eine moderne Mediävistik kennenlernen, die interdisziplinär arbeitet und in europäischen Zusammenhängen argumentiert.