Die preußischen Reformer – Eine bildungshistorische Kollektivbiographie

Leiterin: Univ.-Prof. Dr. phil. Carola Groppe; Mitarbeiterinnen: Johanna Lauff, M. A., Dr. Julia Kurig, Julia Petruv, M. A.

Zusammenfassung des Projektberichts:

Während die politischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Dimensionen der preußischen Reformen gut untersucht sind, sind deren Protagonisten bislang kaum erforscht worden. Das Projekt widmet sich ihrer kollektivbiographischen Erfassung und fragt nach Gemeinsamkeiten und Differenzen in ihrer Sozialisation und ihren politisch-gesellschaftlichen Zielen. Das Projekt umfasst das Ensemble der Protagonisten aller 1807 beginnenden Reformen, d. h. die Regierungs- und Verwaltungsreform, die Finanzreform (Steuerverfassung, Steuerreform, Wirtschaftsordnung), die Gesellschaftsreformen (Bauernbefreiung und Gewerbeedikt), die Kommunalreform (Städteordnung), die Militärreform und die Bildungsreform. Als Sozialisationsgeschichte erarbeitet das Projekt aber keine Geschichte der Zeit der preußischen Reformen allein (dies sogar nur in geringerem Umfang), sondern insbesondere eine der letzten vierzig Jahre des 18. Jahrhunderts, denn die überwiegende Mehrheit der Gruppe der Reformer wurde in den 1760er und 1770er Jahren geboren. Die Darstellung der Sozialisationsgeschichte der Reformer endet im Projekt mit dem Abbruch des Reformprozesses mit den Karlsbader Beschlüssen, der Demagogenverfolgung und der Entlassung der Minister Humboldt, Boyen und Beyme 1819/20 und mit einem kurzen Ausblick auf das weitere Geschick der Reformer. Um die Reformer nicht vorschnell für singulär in ihren Eigenschaften und Denkformen zu halten, wurde eine zweite Gruppe untersucht und an sie dieselben sozialisationshistorischen Fragen gestellt wie an die Reformer.

Der Frage, warum sich ein Teil der preußischen hohen Beamten und Politiker für einen radikalen Reformweg entschied und ein anderer nicht, wird in der Kollektivbiographie sozialisationshistorisch ebenso nachgegangen wie den Konzepten der Reformer, die grundlegend aus einer ständischen Gesellschaft eine bürgerliche Gesellschaft formen wollten. Die Frage, welche Bedeutung in diesem Zusammenhang Bildungskonzepte und Bildungserfahrungen (insbesondere das Studium an Reformuniversitäten wie Halle und Göttingen) besaßen, spielt im Projekt eine zentrale Rolle.

HSU

Letzte Änderung: 9. Februar 2018