Professur für Erwachsenenbildung

Prof. Dr. Christine Zeuner

Herzlich willkommen an der Professur für Erwachsenenbildung!

„Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung“ – so lautet der Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahr 1948. Mit diesem Menschenrecht wurde im Laufe der Zeit auch die Idee bzw. Forderung nach lebenslangen Lernmöglichkeiten verbunden. Bildung und Lebenslanges Lernen sind Prämissen moderner Gesellschaften. Erwachsenenbildung fragt in diesem Zusammenhang, warum, wie und unter welchen Bedingungen Erwachsene lernen. Sie beschäftigt sich damit, wie es möglich ist, mittels Lernen und Bildung die Demokratie zu stärken sowie die soziale, (inter-)kulturelle, politische und wirtschaftliche Partizipation von Menschen zu ermöglichen. Aber auch persönliche Ziele von Bildung und Lernen wie zum Beispiel die Teilhabe am Arbeitsmarkt oder die Entfaltung der Persönlichkeit stehen im Fokus von Erwachsenenbildung.

 

Forschung und Lehre

Erwachsenenbildung beinhaltet eine Vielfalt an theoretischen Positionen, die sich auf unterschiedliche wissenschaftstheoretische Grundlagen berufen. Sie bezieht Erkenntnisse von anderen Wissenschaften wie zum Beispiel Soziologie, Geschichte, Philosophie, Psychologie und Politikwissenschaft mit ein. Als Teildisziplin der Erziehungswissenschaft steht sie in regem Austausch mit weiteren Teildisziplinen wie z. B. historischer, interkultureller und empirischer Bildungsforschung sowie der Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Frauen- und Geschlechterforschung und Organisationspädagogik.

Die Erwachsenenbildung ist eine handlungs- und anwendungsbezogene Wissenschaft, die ihre Anregungen zur Forschung teilweise aus der Praxis bezieht und ihre Forschungsergebnisse dann wiederum in die Praxis einbringt.

Die heterogene Ausprägung der Erwachsenenbildung spiegelt sich in den differenzierten Forschungsschwerpunkten und Lehrveranstaltungen an der Professur wider. Wir befassen uns mit:

  • Alphabetisierung/Grundbildung
  • Evaluationsforschung
  • Beruflicher Weiterbildung
  • Biographieforschung
  • Geschichte der Erwachsenenbildung
  • International-vergleichender Erwachsenenbildung
  • Lehr- und Lernforschung
  • Nachhaltigkeit
  • Politischer Bildung
  • Professionsforschung

 

Die Lehrveranstaltungen der Professur für Erwachsenenbildung sind Bestandteile des Bachelor- und Masterstudiengangs Bildungs- und Erziehungswissenschaft. Inhaltlich vermitteln sie Kenntnisse zu theoretischen und historischen Grundlagen der Erwachsenenbildung und stellen dabei professionsrelevante Bezüge her. Beispielsweise werden Veranstaltungen zum methodisch-didaktischen Handelns in der Erwachsenenbildung, zur Kompetenzentwicklung oder zur Planung und Organisation von (Weiter-)Bildungsangeboten angeboten.

 

Praxisfeld(er) der Erwachsenenbildung

Der quartäre Sektor stellt sich im Gegensatz zum öffentlichen Bildungs- und Erziehungssystem als differenziert und vielfältig dar. So ist die Erwachsenenbildung gekennzeichnet durch die pluralen Strukturen ihrer Organisationen und Institutionen, ihre rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie sehr heterogene Beschäftigungsverhältnisse.

Allgemeine, politische und kulturelle Erwachsenenbildung sowie betriebliche bzw. berufliche Weiterbildung findet in Institutionen wie Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen, in Bildungswerken von Verbänden und Vereinen, bei kommerziellen Bildungsanbietern und vor allen Dingen in den Betrieben statt. In diesen Einrichtungen können Mitarbeitende in unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen angestellt sein:

  • hauptberuflich Leitende/Management
  • hauptberuflich pädagogische Mitarbeitende
  • hauptberufliche Honorarkräfte
  • frei- und nebenberufliche Honorarkräfte sowie
  • Ehrenamtliche

 

Ihre Aufgaben können sich je nach Beschäftigungsverhältnis unterscheiden:

  • Leitung/Management
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Weiterbildungsbedarfsanalyse
  • Programmplanung
  • Veranstaltungs- und Kursplanung
  • Durchführung von Seminaren
  • Evaluationen
  • Transfersicherung
  • Qualitätssicherung oder
  • Beratung

 

Ein einheitliches Aufgaben- und Tätigkeitsfeld mit einem institutionenunabhängigen Profil konnte bis jetzt nicht entwickelt werden. Träger und Einrichtungen formulieren in ihren Leitbildern nicht nur verschiedene Ziele, Inhalte und Methoden, sie greifen auch auf unterschiedliche materielle und finanzielle Ressourcen zurück. Diese Heterogenität spiegelt sich in den Berufsbezeichnungen für Tätige in der Erwachsenenbildung wider: Sie variieren  je nach Träger oder Einrichtung zwischen BildungsmanagerIn, BildungsplanerIn, TrainerIn, DozentIn, Coach, ReferentIn, ModeratorIn, KursleiterIn oder pädagogische/r MitarbeiterIn. Ihr gemeinsames Ziel ist,

„Lernmöglichkeiten für Erwachsene zu eröffnen und Prozesse der Aneignung von gesellschaftlichen Wissensbeständen zu fördern und durch Vermittlungsprozesse die Chance der Persönlichkeitsentfaltung – also von Bildung – zu unterstützen“ (Faulstich/Zeuner 2010, S. 16).

Quelle:

Faulstich, Peter/Zeuner, Christine (2010): Erwachsenenbildung. Weinheim: Beltz Verlag